30jähriger Krieg 1618 - 1632, erste Hälfte

  • Verlauf
    • Die ersten Jahre, 1618 - 1620, Teil 2

Freitag, 03. April 2020

Bild links: Figuren für beide Seiten, Mars, Set 72027

Arkebusiere

9. November 1618 Lomnicz

 

Als der kaiserliche Feldherr Buocquoy erfährt, daß die Armee der Landstände Schlesiens unter dem Markgrafen von Jagerndorf zur böhmischen Armee gestoßen ist, zieht er sich von Pilgram zurück, der Grenze zu den habsburgischen Landen zu. Bei Lomnitz an der Lainitz wird jedoch sein Nachzug (Nachhut) von 14 000 Böhmen angegriffen und die blutige Schlacht wäre endlos gelaufen, wenn nicht 200 beherzte kaiserliche Musketiere eine Brücke zerstört und es so der böhmischen Artillerie unmöglich gemacht hätten, den Eigenen zu folgen. Kämpfend ziehen sich die Kaiserlichen zurück (in Richtung Budweis). 200 Musketiere verteidigen den Zugang zu einem Wald, bis das ganze katholische Heer hindurchgezogen ist. Dahinter erreichen sie ein freies Feld und werden dort von ihren Obersten (Teuffenbach https://www.deutsche-biographie.de/pnd1012483886.html, Collalto http://www.koni.onlinehome.de/ausfuehrliche-biographien/collalto-frames.htm und anderen in Schlachtordnung aufgestellt. In dieser Stellung behaupten sich die Kaiserlichen so lange, bis die Nacht hereinbricht. Der Graf von Kriechingen empfängt eine tödliche Kugel, als er seine Musketiere ohne Panzer zum dritten Mal zum Gegenangriff führt. 200 Gefangene werden von den Protestanten gemacht und in ihre böhmischen Regimenter gesteckt.

 

Wir erfahren einige Details. Zum ersten Mal Zahlen (14 000 Böhmen), daß Musketiere jetzt schon (Anfang des 30-jährigen Krieges) von ihren Regimentern herausgelöst und gesondert eingesetzt werden können, und daß Gefangene auch anderer Konfessionen bereits in eigene Regimenter eingereiht werden.

 

Bild links: Mars, Set 72041, Schwere Reiterei

 

 

24. November 1618 Pilsen

 

Die evangelischen Stände schicken den Böhmen Graf Erich von Mansfeld (einen der am meisten überschätzten Generäle des Krieges), der auch schon für den Kaiser gestritten hat zu Hilfe. Er bringt 4000 Mann mit und wird von den Böhmen zum General ihrer Artillerie befördert. Gleichzeitig überträgt man ihm ein eigenes Infanterie-Regiment und das Recht, so viel Reiterei zu befehligen, wie er zusammenbringen kann. Gleichzeitig soll er die böhmische Stadt Pilsen belagern, die treu zum Kaiser steht.

 

Die Bürger lehnen eine Übergabe ab, rüsten sich zur Gegenwehr und stecken ihre Vorstädte in Brand. Die Belagerungsarbeiten werden mit großem Eifer begonnen, und am 17.11. treffen zwei neue Geschütze ein, die so aufgestellt werden, daß sie zwischen Nürnberger und Prager Tor eine Bresche legen können. Dies gelingt, doch als die Belagerer am nächsten Tag durch die neue Öffnung in die Stadt stürmen wollen, finden sie die Öffnung mit Balken und Viehdung verstopft. Bis 21. November gehen zwei neue Batterien gegen ein Haus nahe dem Prager Tor in Stellung, aus welchem die Belagerer empfindlich beschossen worden sind. Binnen vier Stunden werden 2 Brechen geschossen. Vier böhmische Batterien bringen das Geschütz der Stadt zum Schweigen. Noch am selben Tag unternehmen die Belagerer einen neuen Sturmangriff.

 

Bild links: Mars,  Set 72044, Feld Artillerie

 

 

Zwei böhmische Kompanien, angeführt von Lieutenant Fränklin und Hauptmann Schlammersdorf ersteigen die größere Bresche. Ihnen folgen sieben weitere Kompagnien. Doch weiter als in das besagte Haus gelangen sie nicht. Die Bürger haben auf der zum Markt führenden Straße mehrere Geschützstellungen errichtet, und aus diesen feuern Kanonen mit großer Wirksamkeit. Unterdessen hat der Graf von Solms die ursprüngliche erste Bresche wieder öffnen können. Die beiden Leutnants Kechler und Helmstätter dringen als erste ein, kommen aber nicht weiter, weil die Kaiserlichen nicht nur auch diese Seite blockiert haben, sondern die Böhmen jetzt auch aus dem Barfüßer-Kloster mit lebhaftem Feuer empfangen. Ganz und gar vergebens bleiben die Bemühungen einiger protestantischer Hauptleute, das Nürnberger Tor mit Petarden zu sprengen.

 

Etwas später gelingt es den böhmischen Kompanien, die in das Haus am Prager Tor eingedrungen sind, durch die angrenzenden brennenden Gebäude tiefer in die Stadt vorzudringen. Die Kaiserlichen ziehen sich zum Markt zurück, bringen dort ein paar Geschütze in Stellung und wehren sich eine Weile, ehe sie sich ergeben müssen. Die verbliebene Besatzung von 400 Mann darf mit Sack und Pack (also allen persönlichen Sachen und ihren Waffen), aber ohne Spiel (Fahne und Musikanten) und Lunten (ohne die die Gewehre nicht gezündet werden können) aus der Stadt ziehen. Fast alle aber treten in den Dienst der Böhmen. Mansfeld übernimmt die Stadt und setzt den Grafen von Solms als Kommandanten mit einer Besatzung von sieben Kompanien ein.

 

Bild links: Mars, Set 72096, Dragoner

 


Mai 1619 Gefechte bei Budweis

 

Den königliche Befehlshaben Buocquoy (Kaiser Matthias ist im März verstorben, sein Nachfolger Ferdinand II. wird erst im Juli zum neuen Kaiser gewählt, also ist Bucquoy erst einmal „nur“ königlicher Oberbefehlshaber). Nach der Flucht von Lomnicz erreicht er mit 8000 Mann Budweis und zieht in die Stadt ein. Wenig später schließt ein böhmisches Korps ihn hier ein. Die Grafen von Thurn und Schlick ziehen mit dem Rest der Böhmen vor Wien.

 

Boucquoy unternimmt mehrere Ausfälle, bei denen mal die eine und mal die andere Seite die Oberhand behält. Einmal, zu Anfang Mai, verlassen 200 Musketiere und 2 Kornetts (Schwadron) Kavallerie Budweis, um den Bau von Artilleriestellungen gegen die Stadtmauer zu verhindern. Doch Graf Kinsky lauert mit 600 böhmischen Musketieren in einem Hinterhalt und jagt die Katholiken in die Stadt zurück. Etwas später versuchen die Böhmen, den Goldenen Steg (ein Bergpaß) in ihre Hand zu bekommen, über den es nach Passau geht. Die Böhmen errichten vor dem Paß sechs Schanzen gegen die königliche Besatzung, die Kaiserlichen halten mit fünf Artillerie-Batterien dagegen. Nach ausgiebigem Beschuß durch beide Seiten erobern die Böhmen eine Batterie und besetzen den Paß. Währenddessen errichten die Königlichen einen Damm, über den 1000 spanische Fußsoldaten in die Stadt gelangen. Noch etwas später erobern die Königlichen einige böhmische Batterien, müssen sie aber wieder preisgeben.

 

Bild links: Mars, Set 72038, Belagerungs Artillerie

9. Juni Sablat

 

Dieses Gefecht haben wir schon bei früherer Gelegenheit behandelt, so daß wir hier darauf verzichten können.

 

 

 

Beim nächsten Mal

schauen wir noch ein Stück weiter. Es geht gleich los mit dem Angriff auf Wien.