30jähriger Krieg 1618 - 1632, erste Hälfte


Donnerstag, 28. September 2017


In eigener Sache

 

Ein turbulentes Jahr liegt hinter uns, das auch auf dieser Seite seine Spuren hinterlassen hat. Wir kehren nun zum normalen Dienstbetrieb zurück und hoffen außerdem, bis zum Jahresende alle „liegengebliebenen“ Schlachten aufgearbeitet zu haben (ganz ohne Verluste auch in unseren Reihen ist es leider nicht gegangen). Laut Plan ist heute wieder der Dreißigjährige Krieg an der Reihe, genauer die Schlacht bei Fleurus 1622, für die eine mehr als befriedigende Quellenlage vorliegt. Während die deutsche Wikipedia-Seite von einem Sieg von Mansfelds spricht (damit aber eine Einzelmeinung vertritt), meldet die englischsprachige Wikipedia-Seite einen vollkommenen spanischen Sieg. Schon erstaunlich, daß auch 400 Jahre nach dieser Schlacht Protestanten und Katholiken sich eine jeweils eigene Sicht der Dinge bewahrt haben. – Wir folgen dann doch lieber wieder der Vorlage von Pierre A. Picouet, einem ausgezeichneten Kenner der spanischen Tercios, mit dem wir mittlerweile auch in e-mail-Kontakt stehen. http://www.oocities.org/aow1617/fleurusuk.html

 

































EINFÜHRUNG

 

Als die böhmischen Stände (die Vorform eines Parlaments) den Kurfürsten von der Pfalz, Graf Friedrich V zu ihrem König wählen (und Ferdinand, dem neuen deutschen König und Kaiser, diese Würde aberkennen) ist der Bruch zwischen Protestanten und Katholiken im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation da. Nach einigen Anfangserfolgen der Böhmen und ihrer Verbündeten schlägt der Kaiser zurück, und auch Spanien greift ein. Spätestens mit der Schlacht am Weißen Berg (1620) geht der böhmische Aufstand in die Brüche. Pfalzgraf Friedrich, ob seiner kurzen Amtszeit auch als „Winterkönig“ verspottet, flieht zunächst in die heimatliche Kurpfalz, wo einige englische Truppen in Pfälzer Städten (z.B. Heidelberg, wo sie sich wie Hooligans aufführen) in Garnison liegen. Friedrichs Schwiegervater ist immerhin der englische König Jakob I., und der unterstützt das unglückliche Paar jetzt natürlich, mit Geld und mit Soldaten. Einige wenige Soldaten, aber sehr viel Geld, schicken auch die Niederlande, und es erstaunt schon ein wenig, wie ungeniert sich diese Länder in eigentlich deutsche Angelegenheiten einmischen (wie später auch Dänemark und Schweden). Nachdem Friedrich von seinem Schrecken der verlorenen Königskrone erholt hat, ungefähr 2 Jahre später, kann er drei Armeen für sich gewinnen und träumt von einer Rückeroberung seiner geliebten Kurpfalz. Sie werden alle drei im Sommer geschlagen, zuerst die von Christian von Braunschweig-Halberstadt bei Höchst, dann die vom Markgrafen von Baden-Durlach bei Wimpfen (die haben wir auf dieser Seite bereits besprochen) und nun als letzte die von Ernst von Mansfeld. Da die Kurpfalz ohnehin nicht mehr gewonnen werden kann, vernimmt Mansfeld gern den Ruf der Holländer, sich ihnen zur Verfügung zu stellen, um der Belagerung der Stadt Bergen-op-Zoom durch die Spanier entgegenzuwirken. Bei ihm ist Christian von Braunschweig-Halberstadt, als sie durch das Elsaß und Nordfrankreich Richtung Holland marschieren. Den Spaniern bleibt das Manöver nicht verborgen, und so rafft Cordoba einige Truppen zusammen und stellt sich der protestantischen Entsatzarmee bei Fleurus (zwischen Namur und Charleroi) entgegen.

Schlachtordnung
Spanier

 

RECHTER FLÜGEL unter Gauchier

 

800 Musketiere (im Wald verborgen)
5 Kavallerie-Eskadronen in zwei Treffen

 

ZENTRUM unter Cordoba

 

Cordoba hat sein Fußvolk zu vier großen Tercios vereinigt und die in Reihe aufgestellt. In der Regel sind die Tercios längst nicht mehr so riesig wie noch vor 75 Jahren. Cordoba nimmt die alte Aufstellung wieder auf, um seinem Infanterie-Riegel mehr Stärke zu verleihen.

 

Erster Groß-Tercio

 

Tercio Neapel mit 16 Kompanien Spanier

Tercio Balancon (2 Kompanien Burgunder)

Tercio Verdugo (15 Kompanien Wallonen)

Tercio Bucquoy

Tercio Ibarra

 

Zweiter Groß-Tercio
(deutsche Truppen sind in Regimenter eingeteilt)

Isenburg Regiment (10 Kompanien vom Niederrhein)

Emden Regiment (1 Kompanie aus Norddeutschland)


4 französische Frei- (nicht unbedingt an größere Verbände gebunden) Kompanien

 

Dritter Groß-Tercio

 

Tercio Campolattaro

Tercio de Spinelli (beide zusammen 14 Kompanien Italiener)

 

Vierter Groß-Tercio

 

Fugger-Regiment (7 Kompanien Deutsche)

 

LINKER FLÜGEL unter De Sylva

 

4 Kavallerie-Eskadronen in zwei Treffen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 













Anmerkungen

 

Die spanische Reiterei besteht aus 53 kleinen Schwadronen (jeweils um die 40 Mann), die vor Ort zu einer Eskadron zusammengefaßt werden. Eine Eskadron besteht normalerweise aus zwei Schwadronen, aufgrund der Schwäche der anwesenden Schwadronen faßt man aber je fünf von ihnen zusammen. Die spanische Kavallerie setzt sich aus 29 Kürassier-Schwadronen und 24 Schwadronen berittener Arkebusiere zusammen. Bis auf vier Kürassier-Schwadronen handelt es sich bei allen Reitern um Einheiten, die erst 1621 und 1622 aufgestellt worden sind. Sie rekrutieren sich aus Wallonen und haben aufgrund ihrer mangelnden Kampferfahrung in der Schlacht bei Wimpfen einige Monate zuvor eine schwache Vorstellung gegeben. Cordoba macht sich also Sorgen, wie seine Reiter heute abschneiden werden.

 

Bei der spanischen Infanterie ein ähnliches Bild: Der Neapel-Tercio ist eine Elite-Einheit, die bereits 1567 aufgestellt worden ist. In Wimpfen ist sie ihrem Ruf mehr als gerecht geworden. Sie erhält daher den Ehrenplatz an der rechten Flanke des Zentrums, wo sie die Straße abriegelt. Beim Fugger-Regiment und dem Verdugo-Tercio handelt es sich ebenfalls um Veteranen, die schon den Feldzug nach Böhmen mitgemacht haben (1620). Beim restlichen Fußvolk findet man mehrheitlich Garnisons-Truppen, die Cordoba zur Aufstockung seiner Armee herangezogen hat.

 

Die Anzahl der Fußsoldaten ist für spanische Verhältnisse etwas gering. Cordoba hat aber einige Verbände als Garnison zurücklassen müssen, und einige Kompanien, die zu ihm stoßen sollten, treffen zu spät ein.

 

Artillerie: 4 Geschütze vor dem Zentrum

 

Insgesamt 2200-2400 Reiter, 6000 Mann Infanterie

 

PROTESTANTEN

 

Rechter Flügel unter Streiff

 

10 Schwadronen Reiterei in 2 Treffen

 

Zentrum unter Ernst von Mansfeld

 

26 unterbemannte Infanterie-Regimenter, die zu 8 „Bataillonen“ zusammengefaßt und schachbrettartig in zwei Linien aufgestellt werden.

 

Linker Flügel unter Christian von Braunschweig

 

50 Schwadronen Kavallerie in zwei Treffen.

 

Anmerkungen: Die protestantische Armee war mit 25 000 Mann in Sedan aufgebrochen, von denen nur 14 000 bei Fleurus angekommen sind. Nachzügler sind von wütenden flämischen Bauern erschlagen worden, die anderen haben sich aus dem Staub gemacht.

 

Die protestantische Reiterei war von besserer Qualität und setzte sich mehrheitlich aus dem niederen deutschen Adel zusammen. Die meisten waren als schwere (gepanzerte) Kürassiere ausgerüstet. Das Gleiche ließ sich nicht unbedingt von der schlecht ausgestatteten Infanterie sagen, die auf dem Marsch die meisten „Abgänge“ zu verzeichnen hatte.

 

Vor der Schlacht meutern dann 2-3000 Reiter und nehmen nicht an den Kämpfen und Manövern teil, so daß von Mansfeld nur noch rund 11 000 Soldaten zur Verfügung stehen.

 

Artillerie: 11 Geschütze

 

Insgesamt 5-6000 Mann Infanterie, 4-5000 Reiter