30jähriger Krieg 1618 - 1632, erste Hälfte
Donnerstag, 30. November 2017
Batalla Schlacht 1640 von Sebastian Vranckx 1573-1647
Hier haben wir etwas ganz Feines, eine Schlacht, die von der offiziellen Geschichtsschreibung nicht zu denen des 30-jährigen Krieges gerechnet wird, aber sich mittendrin ereignet und in ihrem Zustandekommen und erst recht mit ihren Folgen großen Einfluß auf den weiteren Verlauf des großen Krieges hat.
Wir werden sehen, daß Gustav Adolph sich hier nicht gerade mit Ruhm bekleckert und auch als Feldherr keine gute Figur macht. Protestantische und sonstige pro-schwedische Quellen suchen nach Sündenböcken, weil der herrliche Gustav Adolph ja keine Fehler machen kann, aber wir haben ja schon gesehen, daß der „neue Alexander“ sich ein paar Jahre später an der Alten Veste die Zähne an Wallenstein ausgebissen hat.
Wir haben es zu Anfang des 17. Jahrhunderts mit der seltenen Situation zu tun, daß sowohl in Polen wie auch in Schweden das Haus Wasa herrscht. Sigismund III. ist sowohl König von Polen (und Großfürst von Litauen) und König von Schweden. Aber er ist auch Katholik, und Schweden ist protestantisch. Wie alle protestantischen Länder jener Zeit wachen die Schweden eifersüchtig darüber, daß ihnen kein Katholischer Herrscher ins Haus kommt. Außerdem sitzt in Schweden Sigismunds Onkel Karl, der schon seinen Stiefbruder, den schwedischen König Erich XIV. gewaltsam hat beseitigen lassen. Und der arbeitet jetzt hinter den Kulissen gegen Sigismund, bis die schwedischen Reichsstände diesem die Krone aberkennen. Einige Jahre später wird Karl dann als Neunter seines Namens König von Schweden. Seinen Lenden entspringt der spätere König Gustav Adolph II.
Bild links: Arkebusier
Wir könnten nun alles als dynastisches Gezänk zweier Mächte abtun, aber es steckt mehr dahinter. Die Schweden verfolgen schon länger das Ziel,
sich durch Krieg den Ostseeraum untertan zu machen. Deshalb immer wieder Krieg mit Rußland, deswegen der Eintritt in den Dreißigjährigen Krieg (nicht um den bedrängten Glaubensbrüdern zu helfen,
sondern um sich die deutsche Ostseeküste zu unterwerfen), und deshalb auch immer wieder Krieg mit Polen (im 17. Jahrhundert befinden sich beide Länder insgesamt 35 Jahr lang im unmittelbaren und
noch einige Jahre mehr im mittelbaren Kriegszustand).
Und noch eine – zugegeben komplizierte – Vorab-Erklärung. Der Feldzug, den Gustav Adolph II. 1629 führt, spielt sich im heutigen Ostpreußen ab, dem sogenannten
Königs-Preußen. Das gehört eigentlich zu Brandenburg, aber der polnische König hat sein Preußen vom brandenburgischen Fürsten zum Lehen erhalten. Der brandenburgische Kurfürst greift aber nicht
ins Geschehen ein, sondern verhält sich neutral, zwar ist er als Lehnsherr dem Lehnsnehmer Polen zur Hilfe verpflichtet, auf der anderen Seite ist er aber auch mit dem schwedischen Königshaus
verschwägert.
Bild links: Aus dem Ars Bella Gerandi
Vor der Schlacht
Im deutschen Reich ahnt man längst, daß man über kurz oder lang mit der kriegerischen protestantischen Macht Schweden die Klingen kreuzen muß. Nachdem das Kriegsjahr 1628 in
einer Patt-Situation zwischen Polen und Schweden zu Ende gegangen ist, startet Gustav Adolph II. 1629 einen neuen Feldzug. Dessen Ziel ist eindeutig Warschau, die Hauptstadt des Gegners. Wenn er
sich dort festsetzt, verfügt er über ein lohnendes Aufmarschgebiet an der Ostgrenze des Reiches. Wallenstein schickt daher den Polen ein Hilfskorps unter General von Armin (eine interessante
Persönlichkeit – obschon protestantisch im Glauben kämpft er vor allem für den Erhalt des Reiches)
Bild links: Józef von Brandt (1841-1915) attr.Polen. Rückehr der Kosaken
Schlachtordnung
Leider nicht in ihrer Schlachtaufstellung, sondern eine Auflistung der mitgeführten Truppen:
Schweden
Vorhut, Befehlshaber: Feldmarschall Hermann Wrangel
Regiment Heinrich von Baudissin (Deutsche, ehemals in dänischen Diensten) 1150 berittene Arkebusiere in 12 Kompanien
Hans Ekholts finnische Brigade, 561 Kürassiere in 5 Schwadronen
Hans Wrangels Söldner-Brigade, 450 Kürassiere in 4 Schwadronen
Gros, Befehlshaber Oberst Zacharias Pauli
Schwedisch-deutsche Abteilung Zacharias Pauli, 308 Reiter in 3 Schwadronen (deutsche Kürassier-Schwadron, zwei schwedische Schwadronen Kürassiere aus dem Regiment Södermannland; die Deutschen dürften schwere Kürassiere gewesen sein, die Schweden möglicherweise auch, ist aber nicht sicher).
Kürassierregiment Reinhold Anrep, 300 Mann in 3 Schwadronen.
Nachhut, Befehlshaber Markgraf Otto Ludwig
Brigade Otto Ludwig (Deutsche), 1450 Mann berittene Arkebusiere in 12 Kompanien
Brigade Christopher von Hüniken (Deutsche), 500 berittene Arkebusiere in 5 Kompanien
60 Musketiere als Reserve
10 „Ledergeschütze“
Troß und Artillerie, Befehlshaber Feldmarschall Francois de Sacin, Lasska von Oppel
mit 250 Reitern
Regiment Johann Streiff von Lauenstein, 500 berittene Arkebusiere in 5 Schwadronen
Abteilung Hans Georg aus dem Winckel, 300 Musketiere aus dem (schwedischen) Gelben Regiment
Abteilung John Hepburn, 600 Musketiere aus dem gelben, blauen und grünen Regiment (alle schwedisch).
Abteilung Lennart Torstensson, 360 schwedische Musketiere
18 Feldgeschütze
POLEN UND DEUTSCHE
Polen: 1300 „Husaren“, schwere Lanzenreiter, in 8 Bannern (Schwadronen zu je 130-170 Mann)
1200 Kosaken, mittlere Reiterei, in 9 Bannern (Schwadronen zu 120-140 Mann)
Deutsche: Hier wird es erst recht unübersichtlich. Offiziell hat von Armin 2000 Reiter und 3000 Fußsoldaten mitgebracht, die Infanterie ist aber nirgends näher aufgelistet.
Regiment Heinrich Julius von Sachsen-Lauenburg, „Alt-Sachsen“, mit 10 Schwadronen schwere Kürassiere.
Abteilung Hans Georg von Arnima, 5 Schwadronen berittene Arkebusiere
Abteilung Ernst Georg von Sparr, 5 Schwadronen berittene Arkebusiere
Abteilung Heinrich von Schlick, 5 Schwadronen berittene Arkebusiere
Abteilung des Regiments „Neu-Sachsen“ mit entweder drei Schwadronen schwerer Kürassiere oder 1 Schwadron berittener Arkebusiere
Alle deutschen Schwadronen haben eine Sollstärke von 100 Mann.