30jähriger Krieg 1632 - 1648, zweite Hälfte
Schlachtaufstellung und Schlachtbericht
Freitag, 10. März 2017
Karte von Eger, gemeinfrei
Bild links: Kürassiere für alle
Der schwedische Feldzug nach Böhmen
1646 fallen schwedische und französische Truppen in Bayern ein, meiden den Kontakt mit den kaiserlichen Truppen unter Erzherzog Leopold Wilhelm und verwüsten das Land. Dieser reicht daraufhin seinen Rücktritt ein und wird durch den Hofgünstling Gallas als Oberbefehlshaber ersetzt, eine krasse Fehlbesetzung. Im März des Jahres 1647 schließt der bayerische Kurfürst Maximilian, frustriert darüber, daß niemand seinem Land helfen konnte/wollte, einen Waffenstillstand mit den Franzosen und Schweden. Im selben Jahr ziehen die Schweden allein nach Westböhmen weiter und erobern im Juli die Stadt Eger trotz aller Verteidigungs-Bemühungen. Die Kaiserlichen lassen sich zuviel Zeit, ihre Angriffe auf das Vorland der Stadt Eger erfolgen unkoordiniert. Von Wrangel, der schwedische Befehlshaber, findet ausreichend Zeit, die Dörfer südlich von Eger mit seinen Truppen, hauptsächlich Kavallerie, zu belegen und den Kaiserlichen das Vorankommen schwerzumachen. Anfang August ziehen die Kaiserlichen sich zurück auf die Pilsener Ebene. Die Schweden folgen ihnen, verschanzen den Königswarter Paß und lassen eine starke Besatzung zurück. Der Rest der Streitmacht – 10 Kavallerie-Regimenter und 1500 Mann Infanterie – zieht weiter in die Nähe des Ortes Plan und errichtet hier unmittelbar hinter dem Michelsberger Bach ein befestigtes Lager. Starke Feldwachen werden aufgestellt und das Schloß Trieb(e)l mit einem Fähnrich und 3 Dutzend Dragonern belegt. Wrangel droht seinen Soldaten schwerste Strafen an, sollten sie in Plan ihrer Disziplinlosigkeit nachgeben. Dennoch kommen die Militärbeamten mit der Ahndung der Missetaten kaum nach. Die schwedischen Soldaten gelten allgemein als die zuchtlosesten und grausamsten des ganzen Krieges (inweiweit die anderen weniger schlimm waren, sei hier einmal dahingestellt). Sie waren noch unter Gustav Adolph als eine Art Saubermänner angetreten, doch nach dem Tod des Schwedenkönigs war es damit aus und vorbei. Inwieweit sie auch schon vorher Unholde gewesen sind und die Gustav-Adolph-Legende sie lediglich weißgewaschen hat, sei ebenfalls einmal dahingestellt; es verwundert jedenfalls schon ein wenig, wie rasch fromme und zuchtvolle Soldaten verrohen können.
Bild links: Schwedische Kürassiere
Der neue kaiserlichen Oberbefehlshabers Melander von Holzappel (der unfähige Gallas ist im April des Jahres verstorben), der bislang in Westfalen gestritten hat, zieht mit dem (hervorragenden)
Piccolomini und dem ausgezeichneten Reitergeneral Johann von Werth (auch als Jan van Werth/Jean de Werth bekannt) zu den kaiserlichen Truppen nach Böhmen. Die Kaiserlichen besetzen eine Anhöhe
gegenüber den Schweden, und es kommt zu ersten Reiter-Scharmützeln. Daneben erkunden sie auch die Stellungen Wrangels genauestens und kommen zu dem Schluß, daß der vorgeschobene Posten Schloß
Triebel ausgeschaltet werden muß. Die kaiserlichen Geschütze werden entsprechend aufgestellt, und am 18. August beginnt der Beschuß. Die drei Dutzend schwedischen Dragoner können wenig dagegen
ausrichten, verfügen sie doch nur über zwei leichte Kanonen, deren Reichweite nicht an die kaiserliche Batterie heranreicht. Der Beschuß dauert bis zum Abend an und wird früh am nächsten Morgen
fortgesetzt. Gleichzeitig hat sich im Schutz der Nacht kaiserliche Infanterie bis ans Schloß herangeschlichen, um es im Sturm zu nehmen. Die schwedischen Dragoner hoffen vergeblich auf Entsatz.
Ein Volltreffer bringt eine Schloßmauer zum Einsturz, und die begräbt 12 Schweden unter sich. Der Fähnrich entschließt sich zur Kapitulation. Vorher töten die Dragoner aber noch ihre Pferde, um
diese nicht in Feindeshand fallen zu lassen. Die Kaiserlichen setzten sich sofort im Schloß fest und verschanzen sich. Währenddessen schieben und ziehen die Schweden zwei Geschütze durch den
Morast zu beiden Seiten des Michelberger Baches. Diese sollen die Wiedereroberung des Schlosses einleiten. Doch die Kaiserlichen greifen sie vom Schloß aus an und bringen Geschütze und Bedienung
in ihre Gewalt.
Bild links: Kürassiere für alle
Die Schweden haben damit begonnen, vor der ersten eine zweite Schanzenlinie zu errichten, die, obwohl noch nicht fertig, bereits mit Geschützen belegt ist. Am 21. August können kaiserliche Kundschafter vermelden, daß der Großteil der schwedischen Soldaten zur Fourage (Lebensmittel und Futter beschaffen) im Umland unterwegs sei, was sich aber später als Falschmeldung erweist. Die kaiserlichen Generäle Montecucoli und von Weerth wollen sofort die günstige Gelegenheit nutzen und die schwedischen Stellungen erobern. Sie ziehen 8000 Reiter (meist Kürassiere), 1000 kroatische Musketiere und 8 leichte Geschütze zusammen. Die Frau des Dorfrichters von Triebel führt die Kaiserlichen durch eine bewaldete Schlucht an den Grund des Michelberger Baches, wo sie den Morgen abwarten. Die schwedischen Feldwachen bekommen von all dem nichts mit, und die kaiserlichen Reiter greifen unter Flankenfeuer der Musketiere an (in anderen Quellen kommen die Fußsoldaten bei dem Überfall nicht mit, so daß im bevorstehenden Gefecht nur Reiter auf Reiter träfen). Schon im ersten Ansturm werden die unter schwedischem Kommando stehenden Regimenter Wittenbach und Markgrad Durlach geworfen. Die Kaiserlichen dringen weiter bis zum schwedischen Hauptlager vor und treiben die dortigen Kürassier-Regimenter Didemann, Kinsky und Jordan auseinander. Eine Eskadron des Regiments Steenbeck wehrt sich dennoch und wird überrannt. Die Schweden befinden sich in wilder Flucht.
Bild links: Kürassiere für alle
General Wrangel erfährt von der Niederlage und sammelt alle verfügbaren Truppen um sich. Mit diesen gelingt es ihm, die in die Flucht geschlagenen Truppen zum Stehen zu bringen und zum Gegenangriff zu führen. Die zu weit Vorgepreschten unter den Kaiserlichen werden zurückgeschlagen, aber in der Schlacht erleidet Wrangel erneut große Verluste. Die Schweden können noch von Glück sagen, daß der kaiserliche Oberbefehlshaber Holzappel spät mit den restlichen Truppen anlangt (hier sprechen dann alle Quellen von den Musketieren). Nach zwei Stunden sammeln sich die Schweden nochmals und reiten eine weitere Attacke, bei der sie sich aber wieder blutige Köpfe holen – es mangelt ihnen an unterstützender Infanterie, über die die Kaiserlichen verfügen und damit den schwedischen Reitern das Leben schwermachen. Zur Nacht lösen sich die Kämpfer voneinander, bleiben aber in der Nähe bis die Kaiserlichen sich am 5. September auf Triebel zurückgezogen haben. Im weiteren Verlauf des Feldzuges, kommt es immer wieder zu Scharmützeln und einmal zu einem größeren Gefecht um einen von den Kaiserlichen besetzten Berg, bei dem sich zwei schwedische „Bigaden“ (soviel wie Regimenter) eine blutige Nase holen. Doch unerwartet schließen die Spanier einen Waffenstillstand mit den Holländern (ja, es geht immer noch um den 80-jährigen Krieg) und wenden die freigewordenen Truppen gegen Nord-Frankreich. Kardinal Mazarin befiehlt dem Marschall Turenne mit seinen französischen und weimarischen Truppen zurück nach Frankreich. Aber die meutern, weil sie nicht in einem neuen Feldzug verheizt werden wollen. Auch in Frankreich wendet sich die öffentliche Meinung immer mehr gegen den Krieg, und als die Turenne-Truppen einfach nicht kommen wollen, steht Mazarin als der Blamierte da. Der bayerische Kurfürst hält den Zeitpunkt für günstig, den Waffenstillstand aufzukündigen und schickt seine Truppen nach Nordböhmen. Die schmeißen dann die Schweden zum zweiten Mal aus dem Land.
Bild links: Kürassiere für alle
Nachbemerkung
Die stolze Zahl von jeweils etwa 10 000 Kavalleristen auf beiden Seiten darf nicht täuschen. Eine Quelle spricht von 3000 Fußgängern bei den schwedischen Kürassieren, das heißt, es fehlen auf allen Seiten die Reittiere. Deswegen bringen die schwedischen Dragoner auf Schloß Triebel ja auch ihre Rösser um, damit sie nicht den Kaiserlichen in die Hände fallen, denen sie sich danach ergeben. Normalerweise erwähnen wir eine Zahlenangabe nicht, wenn sie nur in einer Quelle zu finden ist, aber von anderen Schlachten aus der Schlußphase des 30-jährigen Krieges wissen wir von ähnlich hohem Pferdemangel und haben deshalb hier eine Ausnahme gemacht. Aber inwieweit die Kürassiere zu Fuß in die Kämpfe eingegriffen haben oder wie sie, über ihre normale Ausrüstung hinaus, bewaffnet waren, entzieht sich unserer Kenntnis.
Schlachtordnung
Wir haben es hier mit einer (fast) reinen Kavallerieschlacht zu tun, bei der beide Seiten ca. 8000 Berittene in jeweils 10 Regimentern aufweisen. Den Kaiserlichen kommen später 1000 Musketiere zu Hilfe. Wenn man bedenkt, daß beide Seiten „Fußgänger“ in Höhe von 30 % aufweisen (die Zahlen bei den Kaiserlichen dürften nicht wesentlich von denen der Schweden abweichen), so dürfte die durchschnittliche Einsatzstärke der Regimenter bei 560 Kürassieren liegen. Machen wir uns also bei der nachgestellten Schlacht auf ein reines Reitergefecht gefaßt.