Altertum

- Die Sumerer


Donnerstag, 26. Januar 2017

Bild oben: die sogennate Kriegsseite der Standarte von Ur

 

Die Sumerer (3500-2000 v. Chr.)

 

Einführung

 

Die großen frühen Hochkulturen haben sich alle entlang von Flüssen entwickelt, und die allererste war die im Zweistromland (griechisch Mesopotamien) des Euphrat und Tigris. Hier siedeln die Sumerer vor 6500-7000 Jahren, und die sind nach neuesten Erkenntnissen einige hundert Jahre vorher aus Nordwest-Indien eingewandert und haben sich mit der dortigen Obeide-Kultur vermischt. Die Sumerer haben nicht nur das Rad, die Buchstabenschrift und einiges mehr erfunden (als die alten Ägypter noch mit Keulen aufeinander losgegangen sind), sondern auch Stadtstaaten (im heutigen Irak) gegründet und dank des reichlich vorhandenen Wassers Systeme von Bewässerungsgräben angelegt. Um die vor allem geht es auch in ihren kriegerischen Auseinandersetzungen, da die Stadtstaaten einander um kanalisiertes Land kämpfen. Später müssen sie sich gegen äußere Feinde zusammenschließen, meist räuberische Bergstämme aus dem Zagros-Gebirge (West-Persien) oder räuberische Stämme der Semiten aus den umliegenden Wüstengebieten. Die kriegs- und waffentechnische Überlegenheit der Sumerer – organisierte und disziplinierte Infanterie gegen Scharen von unorganisierten und undisziplinierten Nomaden-Einzelkämpfern; vermutlich geballter Einsatz von Bogenschützen; Einführung der Streitwagen – garantierten ihnen anfangs Erfolge, doch mehrmals ist ihre Zivilisation unter dem Ansturm der Wilden zusammengebrochen.

 

Bild links: Von der Siegessäule des Naram-sin, oben die Speerträger, darunter die Beilträger, die Leibwache oder das Gefolge des Herrschers

 

Das klassische sumerische Heer besteht aus Infanterie und Streitwagen. Wenden wir uns zunächst den letzteren zu. Diese werden von vier mehr oder minder gezähmten Wildeseln (Onager) gezogen und waren nicht besonders schnell. Mit solchen Wagen läßt sich nicht in die Scharen des Feindes einbrechen, aber man kann sie anfahren, den Speer schleudernund sich dann rasch zurückziehen, um zum nächsten Angriff anzurollen. Die Besatzung besteht aus einem Wagenlenker (steht vorn) und einem adligen Kämpfer, der die Speere wirft. Diese Streitwagen sind etwas klobig, nicht besonders schnell und überhaupt nicht wendig. Mit dem Untergang der sumerischen Kultur verschwinden auch die Streitwagen und kehren erst zwischen 1700 und 1500 vor unserer Zeitrechnung zurück, diesmal aber wesentlich beweglicher und schneller, weil sie von Pferden gezogen werden, die man inzwischen zu domestizieren gelernt hat.

 

Damit zum Fußvolk. Die Stadtstaaten wehren sich, wie spätere solcher politischen Gebilde auch, mit Miliztruppen. Das heißt mit Bauern, die nur zu Übungen und zum Kriegführen herangezogen werden und ansonsten der Landwirtschaft nachgehen. Milizsoldaten wirken am effektivsten, wenn man sie zu geschlossenen Verbänden heranzieht (das beeindruckendste Beispiel sind die griechischen Stadtsoldaten, die Hopliten) und mit ihnen gewissen Taktiken einübt. Ihre Feinde sind zumeist Nomaden, also Tierhirten, die von Kindesbeinen an das Kämpfen (gegen Raubtiere oder menschliche Räuber) gewohnt sind, die aber jeder für sich kämpfen.

 

Bild links: Von der Geier-Stele; wir erkennen sumerische Schilde mit Kupferbossen dicht an dicht, und dazwischen schieben die Soldaten ihre langen Speere


1500 Jahre sumerischer Geschichte (oder um sich eine ungefähre Vorstellung davon zu machen, was sich in einem solchen Zeitrahmen alles tun kann: entsprechend vom Untergang des weströmischen Reiches bis zur deutschen Wiedervereinigung) sind eine lange Zeit. Und in anderthalb Jahrtausenden ändert sich so manches, sowohl am Aussehen, an der Bewaffnung wie an der Taktik. Die Militärgeschichte der sumerischen Stadtstaaten, die im wesentlichen (wiederum halten wir uns das Beispiel der griechischen Stadtstaaten vor Augen) gleich bis sehr ähnlich ausgestattet gewesen und gekämpft haben dürften, läßt sich in ein paar Etappen unterteilen:

 

Am Anfang, vor Einführung der Schrift, stellen Bogenschützen das Gros eines sumerischen Heeres dar, sicher ein Erbe aus der indischen Heimat. Man hat massenhaft Pfeile aufeinander abgeschossen. Da Salvenfeuer und ähnliche Finessen noch nicht entwickelt gewesen sein dürften, hat vermutlich derjenige mit der Überzahl den mit der geringeren Zahl verjagt (Pfeil und Bogen waren außerdem noch keine sehr wirksamen Waffen).

 

Bild links: Sieges-Stele, der akkadische König Nuram-sin vernichtet offenbar nomadische Feinde; in altertümlichen Darstellungen sind Herrscher stets überlebensgroß abgebildet

Etwas später, vermutlich hat man die Mängel der hauptsächlichen Bewaffnung erkannt, die bei einem Nahkampf eben eher hinderlich als wirksam sind, ist der Stoßspeer hinzugekommen, der sich sehr gut für den Kampf Mann gegen Mann eignet, aber dazu muß man erst einmal an den Feind herankommen, und der hat ja immer noch den Bogen. Deswegen braucht man Schutz. Die Sumerer behelfen sich mit Umhängen aus Rindshaut oder dichten Schaffellen - beide werden gefärbt, und beide halten hervorragend Pfeile ab, man kann diesen Umhang nach vorn ziehen und hat so einen Rundum-Schutz, später näht man auch Kupfer-Bosse daran, um Hiebe und Stiche abzulenken (ca. 3000-2500 v.Chr.)

 

So um 2800 wird der Streitwagen eingeführt, siehe oben, und ab ca. 2500 ist der türförmige Schild bekannt, ebenfalls mit Kupfer-Bossen beschlagen und von eigenen Trägern in der ersten Reihe getragen. Dahinter scharen sich die Speerträger, meist (?) 6 Reihen tief. Mit dem Schild werden die Schutz-Umhänge überflüssig, dafür die Speere länger (wie Piken); es sind auch eher Stich- als Wurfwaffen. Da die Schilde recht schwer sind, läßt man sie schließlich weg und trägt gekreuzte Gurte auf der Brust, die ebenfalls der Hieb-Abwehr dienen.

 

So ab 2350 geht mit dem ersten semitischen Massen-Ansturm, dem der Akkader, die Welt der Sumerer erst einmal unter. Die Akkader gründen das erste Großreich der Weltgeschichte, das aber nur 100 Jahre hält und unter dem Ansturm der Hirten aus dem Zagros-Gebirge zerbricht, den Guti oder Gutäern. Die Akkader übernehmen die sumerische Ausrüstung, und auch die Gutäer stellen eigene „sumerische“ Verbände auf.  Auch dieses Bergvolk hält sich nur 100 Jahre im Zweistromland, dann sind noch einmal die Sumerer an der Reihe (Ur III), und etwa um 2000 v. Chr. ist alles vorbei, die Sumerer gehen endgültig in der zweiten Semitenwelle unter, die der Amurriter oder Amoriter (aus denen entstehen dann das erste assyrische und das erste babylonische Reich).

 

Die Firma HÄT hat zwei ansprechende Sätze Sumerer herausgebracht (8130 und 8132), der eine enthält Streitwagen, der andere Fußvolk. Beide erfüllen, einige aber leider nicht alle Wünsche.

 

Wird fortgesetzt …