Burgunderkriege

Hericourt 1474

Schlachtbericht


Mittwoch, 11. Juli 2018

Bild links: Mit Armbrüsten, Bögen, Spießen und anderem

 

Quellenlage

 

Wir finden wunderbare Schlachtberichte in zwei recht betagten Büchern - Hanns Eggert Willibald von der Lühe: Militair-Conversations-Lexikon Band 3 (1834) und F. von Kausler: Wörterbuch der Schlachten, Belagerungen und Treffen aller Völker Band 4 (1833). Leider läßt die vierbändige Schweizer Militärgeschichte, der wir so viele Kenntnisse über die Kappeler Kriege verdanken, uns dieses Mal ziemlich im Stich. Die Schlacht bei Héricourt ist ihr nur einen Satz wert.

 

Schlachtbericht

 

Ende Oktober rückt das verbündete Heer von etwa 18 000 in die Grafschaft Burgund (im Osten Frankreichs, damit ist keineswegs das gesamte Herzogtum gleichen Namens gemeint; die Region heißt auch Franche Comte – Freie Grafschaft) ein. Bei Basel sind alle Verbündeten zusammengetroffen, und mit dabei ist auch ein größerer Artilleriepark. Die Hälfte der Truppe besteht aus Schweizern; diesmal sind Kontingente aus allen Kantonen dabei (sonst ziehen immer nur diejenigen in einen Krieg, die direkt betroffen sind). Man marschiert vor die Stadt Héricourt – einem Verkehrsknotenpunkt zwischen Sundgau und Elsaß - und belagert sie.

Am 2. November beginnt die Belagerung, und man beschießt die Stadt gleich mit sämtlichen Kanonen. Doch die dicken Stadtmauern halten stand, die Kälte des nahenden Winters setzt ein, und man kommt auf Seiten der Verbündeten nicht recht voran. Also läßt man aus Basel einen großen Mauerbrecher (Ramme) heranschaffen, den „Rüd“. Aber auch dessen Stöße zeigen nicht die gewünschte Wirkung. Als ihnen auch noch die Lebensmittel knapp werden, verlangen die Schweizer einen Sturmangriff auf den Ort. Doch ihre Anführer lehnen ab, und 10 weitere ergebnislose Tage verstreichen.

 

Am 13. November erscheint die Entsatzarmee der Burgunder; Herzog Karl der Kühne liegt mit der Hauptarmee vor Neuss, kann dort nicht fort, zwackt aber ein paar tausend Mann (12 000) unter seinem Marschall, Henri de Neuenburg-Blomont, ab, der belagerten Stadt zu Hilfe zu kommen. Der Graf von Romont stößt mit 5000 italienischen Söldnern zu ihm. Auch Jakob von Savoyen ist zu ihm unterwegs, mit 8000 Fußsoldaten und 1200 Reitern. Man hofft, die Schweizer überfallen zu können.

 

Bilder links: Ritter und Panzerreiter, die austauschbar sind (der Modelleur hat, wie drücke ich mich vorsichtig aus, eher darauf geachtet, Gemeinsamkeiten zu betonen, statt Unterschiede herauszuarbeiten. Dennoch sind diese Ritter ein mehr als ausreichender Grundstock für Reiterverbände des XV. Jahrhunderts. Die Sätze werden offiziell nicht mehr hergestellt, aber viele Einzelhändler haben sie noch vorrätig, vielleicht sogar der Händler Eures Vertrauens. Die deutschen Reiter enthalten auch Fußfiguren.

 

Doch die Schweizer sind auf der Hut. Genauer gesagt, man entdeckt am nämlichen Tage die Rauchsäulen, die von den umliegenden Dörfern aufsteigen. Als dann auch noch einer ihrer Posten überfallen wird und dabei großes Geschrei entsteht, stellen die Anführer sie in Schlachtordnung auf. Die Elsässer bleiben zur Bewachung des Lagers und der Belagerten zurück, der Rest der Armee wird in zwei Teile geteilt. Der eine Teil unter dem Zürcher Felix Keller soll die Entsatzarmee frontal angehen und stellt sich zwischen einem Teich und einem Wald auf, damit man ihn nicht an der Flanke umgehen kann; der andere unter dem Berner Nicolas Scharnachthal soll sich durch den Wald schleichen und dem Feind in die linke Flanke fallen. Hinter den Schweizern steht die Reiterei aus den habsburgischen Vorlanden.

 

Langsam rücken die Schweizer mit Piken und Hellebarden vor, und die Burgunder, die ebenfalls Schlachtordnung einnehmen, frohlocken; angesichts der zahlenmäßig unterlegenen Schar vor sich glauben sie, den Sieg schon in der Tasche zu haben. Da ertönt plötzlich an ihrer linken Flanke das Berner Feldgeschrei: „Bern und St. Vinzenz!“ (der Schutzpatron der Stadt). Und von dort kracht auch Artillerie. Die kampferprobten italienischen Söldnerreihen werden durchbrochen. Selbst die Ritter auf Seiten der Burgunder, sonst immer vorneweg, kommen gegen die ungestümen Schweizer nicht an, alle ihre Angriffe werden abgewehrt.

 


Die Reihen der Burgunder geraten ins Wanken. Nach kurzem Kampf ergreifen die Reiter die Flucht. Jetzt schlägt die Stunde der habsburgischen Ritter und der Reiterei des Niederen Bundes: Sie verfolgen die Flüchtenden bis Passavent (etwa zwei Stunden weit); dort steht das Hauptlager der Entsatzarmee. Hier sammeln sich am nächsten Morgen auch die Reste des burgundischen Heeres. Die Schweizer Fußsoldaten treffen ebenfalls dort ein, zerschlagen die Reste des burgundischen Heeres und nehmen reichlich Beute an Geschützen und Proviant.

 

Bild links: Die Schweizer sind tatsächlich solche vor denen bei RED BOX, wenn auch etwas eigen im Zusammenbau.

 

 

Die Burgunder verlieren 3000 Mann, die Verluste der Schweizer sind deutlich geringer. Die Schweizer haben kein Pardon gegeben und jeden niedergemacht, der sich gefangengeben will (so wie sie es in allen bisherigen Kriegen gehandhabt haben); deswegen verstimmt es sie, als sie erfahren, daß die Habsburger und die anderen deutschen Reiter 70 Gefangene eingebracht haben (die Verlockung des für sie zu erwartenden Lösegeldes war wohl zu groß). Nur wenige Tage später, genauer am 16. November, kapituliert die feste Stadt Héricourt und erhält eine habsburgische Besatzung von 400 Mann, und die Schweizer kehren in ihre Heimat zurück.

 

Diese erste Schlacht ist typisch für die Burgunderkriege. Man unterschätzt die Schweizer und wird zum Lohne rücksichtslos niedergemacht. Noch aber ist Herzog Karl der Kühne nicht dabei, und wenn er die Hand im Spiel hat, fällt das Ergebnis noch katastrophaler aus. Doch davon erfahren wir beim nächsten Mal in den Burgunderkriegen mehr.

 

 

Nächste Woche aber schauen wir uns die nachgestellte Schlacht von Héricourt an und fragen uns, ob wir es schlauer als die Burgunder anstellen können.