Burgunderkriege

Hericourt 1474

Ursachen und Schlachtordnung


Mittwoch, 27. Juni 2018

Karl der Kühne auf der Flucht nach der Schlacht von Grandson. (Gemälde Ende 19. Jh.)

 

 

Burgund

 

Burgund ist zunächst einmal ein Lehen des französischen Königs, hat sich diesem aber vor allem in Zeiten seiner Schwäche (hundertjähriger Krieg gegen England) gern aufmüpfig gezeigt. Begonnen hat alles 1363, als der französische König seinen Sohn Philipp mit dem Herzogtum Burgund belehnt. Aber wie auch bei Normalsterblichen vorkommend, zerstreiten sich Vater und Sohn, der Jüngere erklärt sich schließlich vom Älteren für unabhängig. Seitdem sind die Herzöge (also Philipp und seine insgesamt drei Nachfolger) bestrebt, das burgundische Gebiet zu vergrößern, zu „mehren“, wie man das in früheren Zeiten genannt hat. So gewinnt man nach und nach Flandern, Holland, Brabant, Limburg, Luxemburg und die Picardie hinzu und bringt andere Gebiete unter seinen Einfluß. Dieses Gebiet (Benelux und die Landschaften westlich der Pfalz, des Oberrheins und der Schweiz) ist ziemlich zersplittert, ein zusammenhängendes Staatsgebiet kaum vorhanden. Außerdem ist man durch diese Gebiete sowohl dem französischen König wie auch dem deutschen Kaiser lehnspflichtig. Das heißt man muß bei den Eroberungen vorsichtig vorgehen, weil man sich sonst so gut wie im Kriegszustand mit dem einen oder anderen Lehnsherrn befindet. Dennoch ist der Wunsch der Herzöge stärker, das eigene Gebiet abzurunden.

 

Aber es geht ja auch anders. Im Vertrag von Arras 1435 kündigt Burgund dem französischen König die Lehnspflicht auf und wenig später auch dem deutschen Kaiser. Pure Machtpolitik der Burgunder, denn beide Reiche sind zu der Zeit nicht in der Lage, den Herzog wieder unter ihre Botmäßigkeit zu zwingen. Burgund ist damit zur selbständigen Macht geworden und erschafft sich unter dem letzten Herzog in der Reihe, Karl dem Kühnen, die modernste Armee Europas (die Herzöge sind unermeßlich reich und brauchen nicht zu knausern).

 

Bild links: Gemeinfreie Abbildung aus „Die große Burgunder Chronik des Diebold“.

 

Kriegsbeginn

 

Gegen einen so aggressiven Störenfried wie den Burgunderherzog kommt ein Bündnis zustande, wie man es bis dahin noch nicht gesehen hat: die Schweizer Konförderation (mit noch nicht ganz so vielen Kantonen wie heute), die Vorlande oder Vorderösterreich (die Habsburger stammen von der Habichtsburg heute im Kanton Aargau und haben zur Zeit der Burgunderkriege noch reichlich Besitzungen im Elsaß, in Schwaben und in der heutigen Schweiz), die Niedere Vereinigung (ein Schutzbündnis von Städten am Oberrhein; der Name steht als Gegenstück zur Oberen Vereinigung, gemeinhin auch Schweiz genannt) und weitere Städte in der Gegend. Man erklärt Karl dem Kühnen den Krieg, und wenig später marschieren 18 000 Mann ins Feindgebiet ein. Zunächst belagert man Hericourt, eine Stadt, die die Straße zwischen dem Sundgau und Burgund beherrscht. Herzog Karl ist gerade mit der Belagerung von Neuss beschäftigt (s. Artikel auf dieser Seite), und auch der deutsche Kaiser Friedrich III. ist mit dem Reichsheer dorthin gezogen. Aber die Burgunder schicken eine Entsatzarmee nach Hericourt.

 

 

Bild oben: Gemeinfreier Holzschnitt: Schweizer Pikeniere im Angriff

 

 

Truppen

 

Burgundisches Entsatzheer:

5000 Lombarden (Sammelbegriff für alle Arten von Italienern)

8000 Fußsoldaten

1200 Reiter

 

Verbündete:

8000 Schweizer

10 000 Niedere Vereinigung, Elsaß, Vorderösterreichische Reiterei)

 

Vorschau:

 

Die Schlacht von Hericourt gilt als unbekannteste der Burgunderkriege, und wie man sieht, haben auch wir nicht allzu viel herausgefunden. Deswegen in der nächsten Folge „Kampfformen der Burgunderkriege“, nachgestellt mit Miniaturfiguren, ehe es mit dem Schlachtbericht weitergeht.