Die Glaubenskriege, 1550 - 1618
Schlachten
Samstag, 19. November 2016
Bild links:
Kampf um eine Bresche. Beachte die Frauen die aus den oberen Fenstern auf die Angreifer Gegenstände
hinunterwerfen
Einführung - Hugenotten
Wie fast alle katholischen Mächte Europas erlebt auch Frankreich im 16. Jahrhundert seinen Glaubenskrieg. In Frankreich heißen die Protestanten „Hugenotten“, und sie sind mehrheitlich auch keine Lutheraner, sondern Calvinisten, eine strengere und radikalere Ausrichtung. Die Herkunft des Namens ist nicht uninteressant: Die einen vermuten dahinter eine Verballhornung ins Französische des Begriffs „Eidgenossen“ (wir erinnern uns an die Kappeler Kriege – s. auf dieser Seite -, wo ja die äußeren Schweizer Kantone calivinistisch eingestellt waren und die inneren katholisch blieben) und zunächst „Eygenots“ oder „Eugenots“ genannt wurden, von wo aus es ja nicht mehr weit zu „Hugenottes“ ist (das „h“ ist im Französischen meist stimmlos). Eine andere Theorie besagt, daß der Ausdruck von „Huis Genooten“ (Hausgenossen) herrührt und für flämische Protestanten steht, die im Geheimen die Bibel studierten.
Bild links: Mönchsprozession vom Mai 1590
Die danach benannten Hugenottenkriege (1562-1598) setzen sich aus einer Reihe von einzelnen Bürgerkriegen (insgesamt acht) zusammen und zeichnen sich durch immer neue Belagerungen aus - es kommt gerade einmal zu einem halben Dutzend Feldschlachten (wie schon erwähnt in acht Kriegen), und auch sonst betrachten Historiker die Hugenottenkriege eher als Nebenkriegsschauplatz mit einer eigenen Note. Das große Ringen um die Vorherrschaft liefern sich das katholische Spanien und die protestantischen Mächte England und Holland. Man muß sich nur ins Gedächtnis zurückrufen, daß 1588 die spanische Armada bei dem Versuch untergeht, in England zu landen. So kann es nicht verwundern, daß englische, holländische und spanische Soldaten auf dieser oder jener Seite durch Frankreich marschieren. Am Ende bleiben die französischen Katholiken Sieger, und die Hugenotten (die erst ab 1791 – Zeit der französischen Revolution – Protestanten genannt werden) müssen noch so manche Verfolgung erdulden. Im 17. und 18. Jahrhundert fliehen viele von ihnen ins protestantische Brandenburg/Preußen.
Bild links: Abzug der spanischen Garnison
1594
Heinrich IV. und Paris
Die Hugenottenkriege sind aber, wie auch der spätere 30-jährige Krieg, keine reine Auseinandersetzung um die richtige Religion, sondern vor allem ein politisches Ringen. Frankreich befindet sich im Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit, und während das Königtum seine absolute Herrschaft (Absolutismus) vorbereitet, wehrt sich der Adel dagegen, seine Privilegien zu verlieren. Dies bekommt besonders Heinrich IV. zu spüren. Er ist eigentlich Protestant, gleichzeitig aber auch einzig verbliebener Thronerbe; nachdem das bisherige Königshaus Valois mit dem Tod Heinrichs III. ausgestorben ist, begründet der Thornerbe als Heinrich IV. die Dynastie des Hauses Bourbon. Bedingung für dessen Thronbesteigung ist aber sein Übertritt zum Katholizismus, den er erst 1593 vollzieht. Dieser Schritt soll eigentlich dazu dienen, das Land miteinander zu versöhnen, führt aber nur zu tiefstem Argwohn. Die Katholiken wollen sich einem hugenottischen König nicht beugen, und die katholische Liga, der Zusammenschluß des katholischen Adels, setzt den Krieg fort. Heinrich IV. kann sie in der Schlacht bei Ivry (im März 1590) schlagen, und zieht dann nach Paris, um „seine Hauptstadt“ für sich zu gewinnen. In Paris geben die Liga und katholische Mönchsorden den Ton an (vor allem Kapuziner und Franziskaner), und es kommt zur großen Belagerung. Ab Mai umschließt Heinrich die Stadt. Er hat etwa 15 000 Man bei sich, was natürlich nicht ausreicht, einen lückenlosen Belagerungsring zu bilden. Also werden hauptsächlich die Zufahrten nach Paris gesperrt, so daß keine Nahrungsmittel mehr in die Stadt gelangen können. Bis Juli ist seine Streitmacht auf etwa 25 000 angeschwollen, aber auch damit gelingt es ihm nicht, dauerhaft und ausreichend tief genug in Paris einzudringen. Ende August rückt ein ähnlich starkes spanisches Entsatzheer (aus Flandern) heran, und Heinrich IV., kein militärisches Genie, bricht nach einem letzten, aber abgeschlagenen, Großangriff mit mehreren tausend Mann auf die Befestigungen von Paris die Belagerung ab. Die Spanier lassen eine Garnison in der Stadt, die erst 1594 wieder abzieht, nachdem Heinrich 1593 zum Katholizismus übergetreten ist und Paris ihn als seinen König anerkennt. Übrigens fällt Heinrich IV. 1610 einem Attentat zum Opfer, pikanterweise ausgeführt von einem hugenottischen Glaubenseiferer.
Bild oben: Herzug Farnese zieht mit seinen spanischen Truppen in Paris
ein
Was haben wir vor?
Die französische Wikepedia Seite über die „Siège de Paris“ führt dankenswerterweise eine Liste auf, in der fast Tag für Tag die Ereignisse während der Belagerung aufgeführt werden https://fr.wikipedia.org/wiki/Si%C3%A8ge_de_Paris_(1590)
Meist unternehmen dabei Verbände von einigen hundert Mann einen Angriff beziehungsweise einen Ausfall, und wir können daran mitverfolgen, wie so eine Belagerung im 16. Jahrhundert vonstatten geht, einerseits noch recht mittelalterlich, andererseits aber auch mit Gewehren und Kanonen.
Für die Nachgestellte Schlacht bauen wir eine Bresche nach und lassen dort beiden Seiten einander bekämpfen.
Besonderheiten
Zugegeben, einige Details haben uns doch sehr in der Nase gestochen:
- Die kämpfenden Mönche. Die Mönche führen in Paris Prozessionen durch, um den Kampfwillen der Bürger zu stärken. Dabei tragen sie irgendwann auch Helm und Waffen, und von da an dauert es nicht mehr lange, bis sie selbst in den Mauerbreschen stehen und die Angreifer abwehren. – Wir sehen endlich eine Möglichkeit, die „Kriegsmönche“ von RED BOX zum Einsatz zu bringen, die wir in einem Fehlkauf erworben haben (sie sind für so gut wie nichts anderes zu gebrauchen).
- Für die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts sieht es auf dem Figuren-Sektor recht mau aus. Erst fürs Ende verbessert sich die Situation erheblich: Die Schweizergarde des Vatikans von MM und natürlich die Schweden des frühen 17. Jahrhunderts von MARS. Und deswegen auch diesmal fünf Bilder und nicht nur eines oder zwei wie sonst. Schaut sie euch genauer an, ihr findet darauf gewiß Abbildungen, die ihr mit eurem Fundus nachstellen könnt.