Die Glaubenskriege, 1550 - 1618


Mittwoch, 02. Mai 2018

Bild links: Arkebusiere

Quellen

 

Die Quellenlage ist wieder einmal bescheiden und widersprüchlich. Doch dieses Mal verwundern wir uns nicht so sehr über englische Texte, sondern über den Eintrag im deutschen Wikipedia, wird dort doch behauptet, die Hugenotten hätten die Schlacht verloren, weil ihre deutschen Söldner (einige tausend) desertiert seien. Eigenartigerweise weiß kaum eine andere Quelle von diesem Vorfall zu berichten.

Wir haben aber einen sehr ausführlichen Schlachtbericht im Militair Conversations-Lexikon Bd. V von Hanns Eggert Willibald von der Lühe gefunden (https://ia800305.us.archive.org/28/items/militairconvers06lhgoog/militairconvers06lhgoog.pdf) und sind darüber nicht nur sehr froh, sondern wollen auch kräftig daraus zitieren.

 

Bild links: Kürassiere, nur die mit Helm

 

Schlachtbericht

 

Erst einmal weichen die Protestanten zurück, ihre Macht-Basis liegt im Süden und Westen des Landes. Die königliche Armee unter dem Befehl des Herzogs von Anjou (einem Bruder des gerade regierenden französischen Königs Karl IX.) folgt dem Gegner so ungestüm, daß die Vorhut unter dem Herzog von Montpensier am 30. September zur gleichen Zeit wie die Hugenotten beim Ort Moncontour eintrifft. Admiral Coligny, der Anführer der Hugenotten (eigentlich Comte/Graf von Coligny, „Admiral“ ist nur ein ihm verliehener Titel, nach allgemeiner Ansicht soll er nie zur See gefahren sein) scheut die Schlacht gegen das zahlenmäßig etwas überlegene königliche Heer. Er befiehlt seiner Nachhut (vier Fähnlein Arkebusiere und 300 Reiter) die Katholiken aufzuhalten, und überquert mit dem Rest der Armee die Dive. Nach hartem Gefecht wird die protestantische Nachhut geworfen. Da Montpensier aber zögert, allein mit seiner Truppe das Flüßchen zu überqueren, glaubt Coligny, die feindliche Vorhut sei zu weit vorgeprescht und wolle auf das Eintreffen der Hauptarmee warten. Er wendet sich mit zwei Schwadronen Gens D‘Armes (Lanzenreiter, schwere Schlachtreiterei) über den Fluß und greift Montpensier an. Anfangs kann er ihn zurückdrängen, doch dann treffen erste Verbände der Armee ein, und dem Admiral bleibt nichts anderes übrig, als erneut über die Dive zu gehen.

 

Dann ist auch schon der Herzog von Anjou zur Stelle und verschafft sich ein Bild der Lage. Ihm wird klar, daß es nur einen Übergang über den Fluß gibt, und der befindet sich in der Hand des Feindes. Er läßt die Artillerie heranschaffen, um die feindlichen Lanzenreiter zu beschießen. Sein General Biron läßt die insgesamt 22 Geschütze auffahren und teilt sie auf zwei Batterien auf. Die Kanonen beschießen die Reiterei an der Brücke bis zum Einbruch der Nacht, aber Coligny und die Seinen halten stand.

 

Bild links: Lanzierer, schwere Panzerreiter

 

Um zwei Uhr morgens verläßt der Admiral seine Stellung am Fluß und will mit seiner gesamten Armee in einem Gewaltmarsch möglichst viel Entfernung zwischen sich und die Königlichen bringen. Doch die Mehrheit seiner Offiziere spricht sich dagegen aus, insbesondere die Deutschen widersetzen sich. Man will die Schlacht und sich nicht länger zurückziehen müssen. Coligny muß sich fügen und stellt seine Armee (8000 Reiter, 16000 Mann zu Fuß und 11 Geschütze) in drei Treffen auf: Vorhut (Admiral Coligny), Hauptcorps (die Fürsten von Condé und Navarra sowie der Graf von Nassau) und Nachhut (Graf von Mouy und Graf von Mansfeld). In der Nacht auf den 3. Oktober überqueren auch die Königlichen die Dive und marschieren in zwei Treffen auf; insgesamt 9000 Reiter, 18 000 Fußsoldaten und 22 Stücke. Das erste Treffen oder Linie befehligen der Herzog von Montpensier und der Herzog von Guise sowie der Graf von Santafiore. Dem zweiten Treffen stehen vor die Herzöge von Aumale und Longueville nebst dem Marschall von Coffé und dem Admiral Villars. In beiden Treffen bilden die Schweizer Pikeniere das Zentrum. An den Flügeln befindet sich die Artillerie. In dieser Schlachtordnung rückt die Armee unter klingendem Spiel vor.

 

Bild oben: Infanterie, Pikeniere

Bild oben: Infanterie, Schützen

Coligny unternimmt einen letzten Versuch, seine Offiziere umzustimmen, doch vergeblich. Auf beiden Seiten eröffnen die Kanonen die Schlacht, dann greifen beide Parteien einander mit „großer Wildheit“ an. Die Schlacht löst sich in mehr oder minder große Einzelgefechte auf, nur die Reihen der Schweizer bleiben geschlossen. Sie überrollen die deutschen Landsknechte geradezu, eine noch unerfahrene Truppe von protestantischen Schwärmern, und von deren 4000 Mann überleben nur 200 (ob es sich dabei um die Deutschen handelt, die den Admiral angeblich im Stich gelassen haben?). Die hugenottische Reiterei kann dem Angriff der Katholiken ebenfalls nicht widerstehen und wendet sich zur Flucht. Coligny sieht sich zum Rückzug genötigt, von Mansfeld und von Nassau decken den Rückzug mit 2000 leichten Kürassieren. Neben den vielen Toten werden 300 Mann hugenottisches Fußvolk gefangengenommen. Der gesamte Troß und alle Geschütze der Aufrührer gegen den König fallen in die Hände der Katholiken. Insgesamt verlieren die Hugenotten hier 10 000 Mann, die Katholiken hingegen nur 600 (was von vielen Historikern als viel zu niedrig empfunden wird).

 

In der nächsten Folge stellen wir die Schlacht von Moncontour im gewohnt verkleinerten Maßstab nach.