Die Glaubenskriege, 1550 - 1618


Mittwoch, 08. August 2018

 

Unser Dank

 

geht wieder einmal an Monsieur Pierre A. Picouet und seine Seite „Tercios“ (https://web.archive.org/web/20091027122807/http://www.geocities.com/aow1617/Jemmingen2.html)

 

für die freundliche Überlassung des Kartenmaterials. A bientot.

 

Die Wikipedia-Einträge zu dieser Schlacht sind hingegen keine große Hilfe, die militärstrategische Seite kommt eindeutig zu kurz, dafür gibt es, recht einseitig, spanische Greueltaten. Das ist kein Lexikoneintrag, sondern ein Pamphlet.

 

 

Schlachtbericht

 

Wer einen Blick auf die Karte wirft, erkennt schnell, daß die Holländer und ihre internationale Truppe sich nicht in die vorteilhafteste Lage hineinmanövriert haben. Sie befinden sich am Rand einer Halbinsel, sind vor Jemgum in Stellung gegangen und haben hinter sich die Ems, die ihnen einen geordneten Rückzug versperrt. Aber noch ist es ja nicht so weit.

 

Die Holländer (nennen wir sie der Einfachheit halber im folgenden so) haben am Ortsrand vom Jemgum einen Graben ausgehoben und das Erdreich zu einem kleinen Wall aufgeworfen. Ihre Infanterie ist dort teilweise in Stellung gegangen. Vor dem Ort quer über die Straße, die am Fluß entlangführt, haben sich weitere Fußsoldaten leicht verschanzt. Vor dem Fußvolk stehen die leichten Geschütze, und hinter den Pikenieren und Musketieren warten die Reiter teilweise in Jemgum.

 

 

Die spanischen Truppen des Herzogs von Alba rücken auf den beiden Straßen vor, die zum Ort führen.

 

A) Der Oberbefehlshaber erkennt rasch die Lage und schickt auf der Uferstraße eine kleine Abteilung von drei Fähnlein Schützen (gut 700 Mann) und 300 Reitern vor (einige Quellen sprechen nur von 3 Hundertschaften Arkebusieren und Musketieren, was uns angesichts der späteren Entwicklung dann doch als eindeutig zu wenig erscheint).

 

B) Seine Hauptmache müht sich die andere Straße entlang und bleibt zurück, um erst später, zur Entscheidung, einzugreifen. Die Kavallerie folgt in einem weiten Halbkreis, um einen möglichen Ausbruch der Niederländer in Richtung Dollart zu verhindern.

 

C) Die spanische Vorhut ist deshalb so schwach, weil sie die Holländer aus ihren Stellungen locken soll. Drei Stunden lang greifen die Spanier dort immer wieder in geringer Stärke an, aber die Niederländer tun Alba den Gefallen nicht und unternehmen nur kleinere Gegenstöße und -angriffe.

 

D) Ludwig von Nassau sendet einen Spähtrupp in einem Kahn die Ems hinauf, um festzustellen, ob irgendwo noch weitere Spanier stehen. Die Niederländer entdecken niemanden und melden ihrem Oberbefehlshaber, daß die Halbinsel ansonsten feindfrei sei (sie haben sich offensichtlich nicht lange und gründlich genug umgesehen, ein Grundübel der Aufklärung zur damaligen Zeit).

 

E) Zufrieden befiehlt Ludwig den allgemeinen Angriff auf die spanische Vorhut, seine Infanterie verläßt tatsächlich ihre Stellungen. Darauf hat die Vorhut nur gewartet und empfängt die Holländer mit einem mörderischen Abwehrfeuer. – Gleichzeitig rückt die spanische Hauptmacht vor.

 

F) Zu spät erkennt Ludwig von Nassau, daß er von Alba auf den Leim gekrochen ist. Er befiehlt, wieder in die Stellungen zurückzukehren, doch dafür ist es schon zu spät: Die schlecht ausgebildeten Holländer haben längst Panik bekommen und die Beine in die Hand genommen. Die spanische Vorhut verfolgt mit dem Degen in der Hand (!) die Fliehenden; im Nu haben sie die feindliche Geschütz-Batterie übernommen.

 

G) Die spanische Hauptmacht überrennt die niederländischen Stellungen samt Wall und Graben - auf der Seite von Ludwig ist alles in Flucht begriffen.

 

H) Nur wenige finden ein Boot zum Übersetzen, die anderen ertrinken oder werden von den Spaniern niedergehauen. Nur die Kavallerie kann entkommen.

 

Die Aufrührer verlieren 7000 Mann, die Spanier 80. (Das deutschsprachige Wikipedia schreibt erst von 100, wenig später von 300 toten Spaniern.)

 

 

 

In der nächsten Folge wollen wir mal schauen, wie wir etwas aus dieser Schlacht machen können.