Die Glaubenskriege, 1550 - 1618
Donnerstag, 25. Juli 2019
Bild links: Mars, Set 7204, Imperial Heavy Cavalry
Quellenlage
Wir stützen uns im wesentlichen auf die französische Wikipediaseite zur Schlacht, die sich ihrerseits auf die Werke von Charles-Raymond de Coynard (19. Jahrhundert) beruft.
Schlachtbeginn
Die katholischen Truppen stehen am Morgen des 19. Dezember auf dem Schlachtfeld, einer großen Ebene. Die Frontlinie der Truppen des Herzogs de Guise ist etwas mehr
als anderthalb Meilen breit und erstreckt sich zwischen l'Epinay und Blainville (man vergleiche diese Frontlänge mit Schlachten im 18. und 19. Jahrhundert, die dort gern über 10 Kilometer und
mehr beträgt; dafür stehen die Truppen im 16. Jahrhundert aber auch viel dichter hintereinander). Man will den protestantischen Truppen des Fürsten von Conde den Weg versperren und ihn zum Kampf
zwingen, den Admiral de Coligny aber noch für vermeidbar hält. Tatsächlich ist eine Ebene der bevorzugte Einsatzort für Kavalleriestreitkräfte, und es erscheint unwahrscheinlich, daß die
katholische Armee, die hauptsächlich aus Infanteristen besteht, sich in offenem Gelände Angriffen schwerer Reiter stellen wird.
Die Schlacht beginnt erst zwei Stunden nach der Aufstellung der Truppen. Vorher belästigen nicht einmal Plänkler die jeweils feindlichen Verbände; lediglich
hugenottische leichte Reiterei, sogenannte Argoulets oder auf deutsch berittene Arkebusiere, prescht vor, wird aber von der katholischen Artillerie gestoppt. Danach kollidieren die beiden
Heerhaufen gegen Mittag. Anne de Montmorency (ein Mann) wird als ungeduldig beschrieben, weil er unbedingt den protestantischen Truppen von Coligny eins überbraten will. Montmorency ist übrigens
der Constable von Frankreich, das heißt, der oberste militärische Befehlshaber nach dem König, in dessen Namen er auch in den Krieg ziehen kann; Constable bedeutet ursprünglich Stallmeister, und
noch heute lebt der Begriff in der britischen Polizei, den Constables, fort.
Bild links: Mars, Set 7203, Imperial Mounted Arquebusiers
Erster Angriff
Durch sein Vorrücken behindert der Constable mit seinen Truppen das Schußfeld seiner Artillerie und wird ziemlich schnell von den Hugenotten gefangengenommen, nachdem nur mit Mühe einen Schwerthieb abwehren kann und eine Pistolenkugel ins Gesicht erhält
Zu dieser Zeit hat die Armee von Conde vor allem den Schweizer Gewalthaufen im Visier, der sich sowohl der Angriffe der französischen Kavallerieverbände als auch des unaufhörlichen Feuers der deutschen Kürassiere erwehren muß , die aus nächster Nähe auf den dichten Pikenblock schießen (Karakole-Taktik). Den Männern des Constable bleibt nur die-Flucht, und sie werden von den Truppen von Conde und Coligny und von den Söldnern verfolgt.
Zweiter Angriff
Die Schweizer fangen sich wieder und wehren die hugenottischen Angriffe auf sich ab. Doch die anderen Protestanten stürmen, einer damaligen Unsitte folgend, zum katholischen Lager, um es zu plündern. Damit fallen sie für den weiteren Schlachtverlauf weitgehend aus. Dabei haben François de Guise, Saint-André und ihre katholischen Truppen noch gar nicht in das Schlachtgeschehen eingegriffen und bilden am rechten Flügel eine Streitmacht, die in voller Schlachtordnung bereitsteht.
Bild links: Mars, Set 72096, Imperial Dragoons
Dritter Angriff
Während die Hugenotten das katholische Gepäck durchwühlen und die Kürassiere Nuisement erreichen, schlagen die Katholiken des rechten Flügels zu. Beide Befehlshaber, Herzog de Guise und Albon de Saint-André, greifen ein. Protestantische Truppen laufen auseinander, einige fliehen, andere versuchen, sich im nächsten Wald zu sammeln. Der hugenottische Fürste von Condé wird in dieser Phase von einem katholischen Adligen gefangengenommen. Admiral de Coligny steht allein auf weiter Flur, beziehungsweise an der Spitze seiner Truppen.
Artillerie kommt in dieser Schlacht kaum zum Zuge. Tatsächlich wird sie damals eher zur Deckung von Rückzügen oder Umgruppierungen eingesetzt, aber weniger, um
direkt ins Schlachtgeschehen einzugreifen. Die Erbeutung gegnerischer Artillerie ist jedoch recht symbolträchtig, da solche Stücke die Armeen ein Vermögen kosten.
Vierter Angriff
Die vierte und letzte Angriff erfolgt nach mehr als dreieinhalb Stunden Kampf. Der Herzog de Guise überwindet die hugenottischen Truppen in einem wahren Sturmlauf, auch wenn die Katholiken beim gegnerischen Debakel einer ihrer Führer verlieren: Jacques D'Albon de Saint-André verliert Leib und Leben.
Admiral de Coligny kann nur noch zum Rückzug blasen lassen, und seine überlebenden Truppen ziehen sich vom Schlachtfeld nach Süden zurück, ohne von den katholischen Truppen verfolgt zu werden. Es sind mehr als 8000 Tote, die 4 Stunden nach Beginn der Feindseligkeiten bei Einbruch der Dunkelheit auf dem Schlachtfeld verbleiben.
Der Prinz von Conde, Geisel des Herzogs von Guise, wird besonders zuvorkommend behandelt und teilt sich nach der Schlacht sogar das Bett mit letzterem in einer
Scheune von Nuisement. Dies zeugt von einer Erneuerung des ritterlichen Ideals im 16. Jahrhundert.
Bild links: RedBox, Set 72096, Spanish Infantry
(alle 3 Sätze)
Folgen
Die Schweizer verlieren in der Schlacht viele Männer (300 Soldaten und 21 Offiziere), und die Katholiken ziehen nach Orleans weiter, um die Stadt zu belagern. Die
Schlacht erlaubt der königlichen Armee, Orleans zu belagern. Im Februar 1563 wird Franz II. de Guise bei der Belagerung von Orléans ermordet, Protestanten behaupten, er habe Verwundungen erlitten
und sei diesen erlegen. Katharina von Medici beeilt sich nun, einen Waffenstillstand abzuschließen, der im März zum Edikt von Amboise führt. In diesem Religionsfrieden wird den Hugenotten –
ausgenommen in Paris – freie Religionsausübung gestattet. Doch vier Jahre später bricht bereits der zweite Hugenottenkrieg aus.
Beim nächsten Mal
reisen wir 90 Jahre in die Zukunft und schauen nach Frankreich und Spanien, die sich nach dem Ende des 30-jährigen Krieges weiter bekämpft haben. Angeblich haben die Franzosen dort laufend gewonnen, aber war das wirklich so? Wir nehmen uns die Schlacht bei Rochetta am Tanara 1653 vor.