Die Glaubenskriege, 1550 - 1618


Mittwoch, 25. Juli 2018

Bild oben: Gemeinfreier Druck von Frans Hogenberg.

 

Bild links: Pikeniere beider Seiten

 

Und schon haben wir den ersten Fehler:

 

Irgendwie ist das keinem hier aufgefallen, und deswegen steht in der Vorankündigung „Schlacht bei Jemmingen“. Der Ort heißt aber Jemgum und liegt in Ostfriesland, nicht weit von Leer zwischen Ems und Dollart. Die Niederländer nennen ihn Jemmingen. Da wir aber eine deutschsprachige Seite sind, halten wir uns auch an die deutsche Benennung und Schreibweise.

 

Wie kommen die Spanier nach Flandern?

 

Wir haben uns in der letzten Zeit mit den Burgunderkriegen beschäftigt, und die wirken sich auch noch knapp hundert Jahre später aus. Die Spanier haben nämlich Anspruch auf den nördlichen Teil des Herzogtums Burgund, und den nennen wir heute Niederlande und Belgien. Mit Karl des Kühnen, des letzten Burgunderherzogs, Tod hört auch sein Staat mehr oder minder auf zu bestehen. Er hat nur eine Tochter, Maria, die von den Ständen (eine Vorform des Parlaments) nur gegen beträchtliche Zugeständnisse anerkannt wird. Karl hat aber vorgesorgt und sie dem Sohn Kaiser Friedrich III. bestimmt, dem späteren Kaiser Maximilian. Bereits 1477, also gar nicht lange nach dem Tod ihres Vaters heiratet sie, und die Eheleute sind nun Erben des Herzogtums Burgund. Aber dem französischen König, Ludwig XI., paßt das nicht, und er erhebt nicht nur Anspruch auf einige Stücke aus dem burgundischen Kuchen, sondern besetzt sie auch gleich. Es wird noch komplizierter: Als Maria 1482 stirbt, wird auf Betreiben der Stände ihre zweijährige Tochter Margarethe mit dem fünfjährigen französischen „Dauphin“ (Kronprinz) verheiratet (soviel zu den Romanzen bei Hofe, wie sie die Regenbogenpresse so gern ausbreitet). Ihre Mitgift soll das Herzogtum Burgund sein. Maximilian erhält die ostfranzösischen Besitzungen, Luxemburg, Belgien und die Niederlande, Frankreich die nordfranzösischen Territorien.

 

Und hier brechen wir dann ab, weil noch Jahrzehnte vergehen sollen, bis alles mehr oder weniger geregelt ist. Auf jeden Fall entsteht in diesen Jahren aus dem Streit um Burgund die Jahrhunderte andauernde deutsch-französische Erbfeindschaft. Kaiser Karl V., der Nachfolger Maximilians, spricht seinem Sohn Philip II. die Niederlande (Holland und Belgien) zu, der nach ihm den spanischen Thron einnehmen soll. Seitdem spricht man auch von den spanischen Niederlanden. Die geben sie 1714, mit dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges ab, und fortan heißen sie österreichische Niederlande, bis 1830 das bis heute bestehende Königreich Belgien daraus wird.

 

Bild links: Schützen beider Seiten

 

Die nördlichen Niederlande, beziehungsweise die 7 nördlichen Provinzen, treten gegen Spanien in den Aufstand und bekriegen sich 80 Jahre lang (1568-1648) mit ihnen. Die wichtigste unter ihnen ist Holland, und deswegen nennt man dieses Staatsgebilde seit jener Zeit auch Holland (neben Niederlande).

 

unserer und auch der englischsprachigen Geschichtsschreibung spricht man gern vom Freiheitskampf der Niederländer. Na ja, wenn einige reiche Pfeffersäcke gegen Abgaben und Steuern aufbegehren, ist das in unseren Augen noch kein richtiger Freiheitskampf. Davon abgesehen haben die Holländer ihren Krieg hauptsächlich von Söldnern und schwärmerischen jungen Männern aus ganz Europa führen lassen. Reich genug waren sie, und das wird der Hauptgrund gewesen sein, warum Spanien nicht loslassen wollte. Man hatte sich auf der iberischen Halbinsel schlicht mit dem Weltreich in Asien, Amerika und Afrika finanziell verhoben.

 

Eine offizielle Begründung ist auch schnell gefunden, die Spanier sind katholisch, die Holländer (neben anderem) calvinistisch. Und wie in Bürger- und Glaubenskriegen, kommt es leicht zu Grausamkeiten, auf beiden Seiten (auch wenn die Leute, die vom niederländischen Freiheitskrieg sprechen, die Grausamkeiten überwiegend den Spaniern anlasten). Übrigens ist Belgien auch heute noch ein mehrheitlich katholisches Land.

 

Wie alles losgeht und wie die Spanier nach Ostfriesland kommen

 

Am Anfang kommt es hier und da zu Erhebungen, die von den Spaniern meist zusammengehauen werden. Es sind auf der holländischen Seite in der Regel Abenteurer, religiöse Fanatiker und jugendliche Schwärmer ohne militärische Ausbildung, die gegen die spanischen Berufssoldaten keinerlei Chance haben. Erst etwas später sind die Niederländer dazu übergegangen, Söldner anzuwerben und für sich kämpfen zu lassen.

 

Doch bei Heiligerlee gelingt es 1568 den Holländern den spanischen Statthalter von Friesland mit seinen Provinztruppen in einen Hinterhalt zu locken und zu schlagen. Doch danach geht es für sie vor Groningen nicht so recht voran, und als sich das spanische Hauptheer nähert, fliehen die Holländer tief nach Ostfriesland hinein. Bei Jemgum kommt es dann am 21. Juli des Jahres zu Begegnung, und die Spanier erschlagen 7000 Feinde, während sie selbst nur 300 Mann verlieren.

 

Bild links: Reiterei beider Seiten (nur die mit Helm)

 

 

Schlachtordnung

 

Die Spanier unter dem Herzog von Alba:

 

12 000 Mann Infanterie, 3000 Reiter und eine unbekannte Anzahl Geschütze;

 

sind eingeteilt in Vorhut (1500 Gewehrschützen, Arkebusen und Musketiere, Artillerie und 300 Mann Reiterei)

 

Hauptarmee mit den 4 Tercios (insgesamt 6000 Mann) – Napoles (15 Fähnlein), Sicilia (10 Fähnlein), Lombardia (10 Fähnlein), Flandres (12 Fähnlein) – dazu wallonischen und deutschen Söldnern

 

Die Kavallerie riegelt in drei Abteilungen hinter der Infanterie ab, damit kein Feind entwischen kann.

 

 

 

Die Niederländer unter Ludwig von Nassau:

 

10 000 Mann Infanterie

 

Stehen in zwei Haufen zu je 5000 Mann hintereinander hinter einem Graben.

 

2000 Reiter stehen in drei Abteilungen hinter dem Fußvolk und halb im Ort Jemgum.

 

16 leichte Geschütze stehen links und rechts des Grabens.

 

 

 

 

Und beim nächsten Mal sehen wir uns dann die eigentliche Schlacht genauer an.