Kriege des Hoch-Barock, 1650 - 1700


Samstag, 09. Juni 2018

Bild links: 1er juillet 1690 : bataille et victoire de Fleurus gemeinfreier Stich, der den Herzog de Luxembourg im Kreise seiner Entourage zeigt

 

 

Vorab

 

Wir werfen heute einen Blick auf den Pfälzischen Erbfolgekriege, der an mehreren Fronten geführt worden ist und deswegen bei den beteiligten Kriegsparteien andere Namen trägt. Die Franzosen nennen ihn „Liga von Augsburg“ (wobei die auch „Augsburger Allianz“ genannt wird), „Orleans’scher Krieg“ oder, ganz prosaisch: Neunjähriger Krieg. Da wir ein deutscher Blog sind, halten wir uns an die deutsche Bezeichnung „Pfälzischer Erbfolgekrieg“.

 

Und noch etwas sei vorweggeschickt: Ludwig XIV., der Schurke in diesem Stück, hat während seiner langen Regierungszeit (1643-1715) mehr Kriegs- als Friedensjahre erlebt, und die meisten Kriege selbst verursacht. Als er, gerade mal fünf Jahre alt, zum König von Frankreich gekürt wird, herrscht gerade der Dreißigjährige Krieg:

 

1. letzte Etappe des 30-jährigen Krieges (1643-48)

 

2. Französisch-spanischer Krieg (als Fortsatz des 30-jährigen Krieges bis 1659)

 

3. „Fronde“ der französische Adel rebelliert gegen den Kindkönig (1648-53)

 

4. Devolutionskrieg oder „Erster Raubkrieg Ludwig XIV.“ gegen die spanische Niederlande (dem heutigen Belgien), der Frankreich neue Besitzungen in dem Land einbringt (1667-68).

 

5. „Holländischer Krieg“ gegen die Niederlande (1672-79)

 

6. Pfälzischer Erbfolgekrieg 1688-1697

 

7. Spanischer Erbfolgekrieg 1701-14 – im Jahr darauf verstirbt Ludwig.

 

Bild links: Gemeinfreie modernere Karte der Schlacht bei Fleurus aus Wiki Commons

 

 

Was ist geschehen?

 

Ludwig XIV. ist nicht der erste französische Herrscher, der sich mit Gewalt Ländereien seiner Nachbarn nimmt, und er wird auch nicht der letzte bleiben. Was seine Kriege für die Bevölkerung in den Nachbarländern besonders unangenehm macht, er setzt das ein, was wir aus dem II. Weltkrieg als „Verbrannte Erde“ kennen: Sind seine Truppen zum Rückzug gezwungen, legen sie alle Orte, durch die sie kommen, in Schutt und Asche und zerstören auch systematisch alle Nahrungsmittel und sonstigen kriegswichtigen Güter. Gleichzeitig schickt der König bewaffnete Trupps zu Städten im Feindesland, die dort „Kontributionen“ eintreiben sollen, Schutzgebühren, um vor Plünderung geschützt zu werden, oder „Brandschatzung“, eine Gebühr dafür, nicht in Brand gesteckt zu werden. Diese mafiaartige Schutzgeld-Erpressung ist so üppig, das Ludwig damit weitere Truppen anwerben und neben anderem neue „Schutzgeld-Drücker“ ins Feindesland schicken kann.

 

Zum eigentlichen Krieg: Da Frankreich sich nach allen Seiten ausdehnen will, gibt es auch an mehreren Fronten Krieg: in den spanischen Niederlanden, am Mittel- und am Oberrhein, in Savoyen (Nordwest-Italien) und in Katalonien (Nordostspanien), wobei die beiden erstgenannten die Hauptkriegsschauplätze sind, später nur noch die Niederlande. Der Krieg findet auch zur See statt, und die französische Flotte behauptet sich ganz ordentlich gegen die vereinigten holländischen und englischen. Und als Kuriosum ist da noch der Krieg in Irland zu nennen: der englische König Jakob II. (James II.) ist der letzte Katholik auf dem britischen Thron und verfolgt eine Politik der religiösen Toleranz, die ihm aber nicht von den Protestanten und Anglikanern im Lande entgegengebracht wird. Er dankt gezwungenermaßen ab und flieht nach Frankreich ins Exil. Dort erhält er von Ludwig Unterstützung und kann mit einigen 1000 französischen Soldaten in Irland landen. Schließlich wird er aber 1690 in der Schlacht am Boyne vernichtend von den Engländern geschlagen; fortan bleibt er im französischen Exil. Der neue König in Großbritannien ist Wilhelm von Oranien, ein Schwiegersohn Jakobs, aber eigentlich Holländer. So ist es auch zu erklären, daß die Niederlande und Großbritannien im Pfälzischen Erbfolgekrieg gemeinsam gegen Frankereich kämpfen, obwohl die beiden doch in den zurückliegenden Jahrzehnten erbitterte Rivalen um die Vorherrschaft zu See waren.

 

 Bild oben: Histoire militaire de Flandre, depuis l'année 1690 jusqu'en 1694 .. gemeinfreier Stich der Schlacht von Fleurus 1690. Oben die zwei Treffen der Verbündeten, von rechts marschieren die Franzosen in fünf Kolonnen heran.

 

 

Der Krieg weist für seine neun Jahre Dauer erstaunlich wenig Schlachten und Belagerungen auf, im Schnitt noch nicht einmal eine bewaffnete Auseinandersetzung pro Front und Jahr. Das hängt mit der damaligen Kriegführung zusammen, nach der die gegnerischen Armeen lieber umeinander herum marschiert sind. Truppenverbände sind von der Versorgung mit Nahrungsmitteln, Munition und anderen Gütern abhängig, und nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieg hat man damit begonnen, im großen Stil Magazine anzulegen, in denen das Gewünschte vor Feldzugsbeginn gelagert wird. Armeen marschieren daher nicht allzu weit von einem Magazin fort oder suchen, die nächste Stadt zu erreichen. Nicht überall sind schiffbare Flüsse vorhanden, und so werden alle Güter (auch die Artillerie und die überschwere Belagerungsartillerie) auf Wagen und Fuhrwerken befördert. Das Militär unterhält noch keinen eigenen Fuhrpark, und so leisten Privatunternehmer diese Dienste. Um eine Armee dauerhaft zu versorgen, sind die Wagen tagein, tagaus unterwegs, und das alles über sämtliche in Frontnähe befindlichen Straßen. Da kommen leicht tausend Fuhrwerke und mehr zusammen. Wenn es geregnet hat, verwandeln sich die unbefestigten Straßen leicht in Schlammlöcher, feindliche Truppen, sogenannte Streifscharen, legen sich auf die Lauer und überfallen solche Transporte, und wenn bei der Planung etwas schiefgelaufen ist, müssen zwei Kolonnen denselben Weg befahren. Leider gibt es oftmals zwischen zwei Orten nur einen Weg, und anders als über Straßen können Fuhrwerke nicht rollen. Wenn es einer Armee nun gelingt, ein Bataillon oder eine bloße Abteilung in den Rücken des Gegners zu bringen, kann diese einen der Orte besetzen, durch die die Wagenkolonne zieht, womit dieser Weg gestört ist. Oder aber die eine Armee macht einen Schwenk und zieht schräg an der anderen vorbei, dann muß letztere davon ausgehen, daß der Feind sich zwischen sie und die Versorgungslinien schieben will. So sind Truppenführer den Großteil ihrer Zeit damit beschäftigt, die eigenen Truppen so zu bewegen, daß die Versorgung dauerhaft gesichert ist. Gar nicht erst zu reden davon, wenn Truppen von der einen Front an die andere verlegt werden - dann können die Gegner mit größter Sicherheit davon ausgehen, daß die Verstärkungen ihnen die Versorgungslinien kappen.

 

Die Infanterie hat in der Regel keine Piken mehr, lediglich Frankreich behält sie noch bis 1692 bei, und England und die Niederlande legen sie erst am Ende des Pfälzischen Erbfolgekrieges ab. Die Pikeniere machen ungefähr ein Drittel des Fußvolkes aus (gerade bei der Schlacht von Fleurus werden Piken bei einer Flußdurchquerung als sehr hinderlich beschrieben).

 

Die Schützen geben Pelotonfeuer, das heißt, die eine Hälfte eines Pelotons (30-40 Mann) gibt Feuer, die zweite Hälfte etwas später. (Man hat auch versucht, das ganze Peloton zugleich feuern zu lassen, ist aber rasch wieder davon abgekommen.) Die Pelotone stehen sechs Reihen tief, das Fußvolk ist in mehreren Treffen aufgestellt, und eigenständige Grundeinheit ist das Bataillon (bei Fleurus zwischen 700 und 750 Mann).

 

Grenadiere stehen an den Rändern des Bataillons und werfen Granaten; sie machen etwa ein Zehntel des Fußvolks aus.

 

Die Kavallerie besteht vor allem aus Schlachtreiterei (Kürassiere), die mit Degen und Pistolen, manchmal auch mit Gewehren bewaffnet sind. Dazu gibt es Dragoner, die noch zwischen den Stühlen sitzen, zum einen sind sie weiterhin berittene Infanterie, zum anderen mittlere Schlachtreiterei. Daneben besteht noch die leichte Reiterei, die man allgemein als Kroaten bezeichnet. Diese ist aber kaum auf dem Schlachtfeld zu finden, sondern reitet Aufklärung, bringt Gefangene ein oder behelligt Fuhrwerkskolonnen der Gegenseite.

 

Kavallerie gliedert sich in Schwadronen, von denen zwei bis drei eine Eskadron bilden. Erstere verfügen grob über 100 Mann, letztere über 300.

 

.Bild oben: Die Schlacht bei Fleurus, Gemälde von Pierre-Denis Martin, gemeinfrei.

 

 

Alliierte Armee des Grafen Waldeck
(90 Feldgeschütze)

Erstes Treffen – Rechter Flügel

Feldmarschall Fürst von Nassau-Saarbrücken,

Stellvertreter: Generallieutenants d’Hubuy und Fürst von Birkenfeld

Brigade Berlo, in der Schlacht unter Brigadier Stayn

Dragoner-Regiment Waldeck (4 Esk)

3 Esk spanischer Reiterei

Brandenburgisches IR Anhalt (1 Bat)

3 Esk spanischer Reiterei

Bandenburgisches IR Spaen (Oberst Perschau – 1 Bat)

3 Esk KR Nassau-Saarbrücken

Lüneburgisches IR Linstow (1 Bat)

(3 Esk KR Tilly, nicht anwesend)

 

Brigade du Theyl

IR Waldeck (1 Bat)

IR Birkenfeld (1 Bat)

IR Zobel ((1 Bat)

IR Prinz von Lüneburg (Oberst Friesen - 1 Bat)

IR Salis (1 Bat)

 

Erstes Treffen - Linker - Fügel

Feldmarschall Heinrich Casimir II. von Dietz-Nassau, Statthalter von Friesland

Stellvertreter: Generallieutenants Aylva und Weibnom, Generalmajor Graf von Flodroff

 

Brigade Wynbergen

IR Wynbergen (1 Bat)

IR Werde (1 Bat)

IR Print von Nassau-Friesland (Oberst Coehoorn – 1 Bat)

IR Idem (Oberstleutnant Androae – 2 Bat)

IR Prinz von Nassau-Groningen (1 Bat)

KR Obdun (2 Esk)

 

Brigade Tilly

(in der Schlacht unter Brigadier von Ittersum)

KR Prinz von Darmstadt (2 Esk)

Schwedischs IR Erskine (1 Bat)

Lüneburger KR Brennecke (1 Esk)

KR Prinz von Wolffenbuttel (2 Esk)

IR Bernsdorff (1 Bat)

KR Prinz von Sachsen-Heldburg (2 Esk)

KR Prinz von Sachsen-Merseburg (1 Esk)

IR Haersolte (1Bat)

Brandenburgisches KR Feldzeugmeister Spaen (2 Esk)

KR Berlo (2 Esk)

Lüneburgisches IR von der Lippe (1 Bat)

KR Weibnom (2 Esk)

IR Beaumont (1 Bat)

KR Waldeck (Oberst Ittersom – 3 Esk)

Hessisches Dragonerregiment Graf von der Lippe (3 Esk)

 

 

Zweites Treffen

Generallieutenant Delweigh

 

Brigade Stayn

Lüneburgisches Dragonerregiment Franck (2 Esk)

4 Esk spanische Reiterei

Brandenburgisches IR Derfflinger (1 Bat)

KR von dem Bergh (3 Esk)

IR Rheingraf (1 Bat)

KR Graf von der Lippe (3 Esk)

Lüneburgisches IR Nettelhorst (Detachement des Major Suerver, zählt als Bataillon)

 

Brigade Holl

KR Rijswijk (3 Esk)

KR Warfusé (3 Esk)

IR Aylva (Oberstlieutenant Wacke – 1 Bat)

IR Noyelles (1 Bat)

 

Brigade Noyelles

IR Heuckelom (1 Bat)

IR Delwigh (1 Bat)

KR Oberst Heyden (3 Esk)

Sachsen-Gothaisches KR Prinz von Sachsen-Gotha (Oberst Buttler – 3 Esk)

 

Brigade Ittersum

Brandenburgisches IR Prinz Carl (1 Bat)

KR Prinz von Württemberg (3 Esk)

IR Holl (Oberst Lunch – 1 Bat)

KR Oberst Bentinek (3 Esk)

Schwedisches IR Bjelcke (1 Bat)

KR Prinz von Nassau-Friesland (4 Esk)

KR Giuckel (1 Esk)

Dragonerregiment Marwitz (4 Esk)

 

(Angaben nach: http://www.leagueofaugsburg.com/fightingtalk/viewtopic.php?f=6&t=5007)

 


Französische Armee

(70 Feldgeschütze)

Unter Herzog Marschall de Luxembourg

 

Rechter Flügel

 

Brigade Duc de Choiseul-Francières

3x IR (je 1 Bat) bis auf das Regiment Auvergne keine Bezeichnungen vorhanden.

 

Brigade du Maine

KR Gendarmerie (3 Esk)

KR Roussillon (2 Esk)

KR Le Maine (2 Esk)

Dragonerregiment (?) (3 Esk)

 

Zentrum

Unter de Bouffliers

 

Brigade de Montrevel

IR Bulkeley (1 Bat)

IR Clare (1 Bat)

IR Dillon (1 Bat)

IR Piemont (1 Bat)

IR Noailles (1 Bat)

 

Brigade de Rubentel

IR Champagne (1 Bat)

IR Tourraine (1 Bat)

IR Orleans (1 Bat)

IR Gardes Francaises (2 Bat)

IR Gardes Suisses (Schweizer Garde – 2 Bat)

IR Normandie (1 Bat)

IR Navarre (1 Bat)

IR Le Maine (1 Bat)

 

Linker Flügel

(unter ?)

 

Brigade de Gournay

4x IR (je 1 Bat) ???

 

Brigade de Tallard

KR Royal Allemand (2 Esk)

KR Levy (2 Esk)

KR Boufflers (2 Esk)

KR Royal Etranger (2 Esk)

KR Langallerie (2 Esk)

KR Practontal (2 Esk)

Dragonerregiment (3 Esk)

 

Von der Seite „A La Guerre“ http://alaguerre.luridoteca.net/?page_id=1116

 

Wir können die Angaben für die französische Armee nicht uneingeschränkt garantieren, haben aber leider nichts Besseres gefunden. – Unsere „Franzosen“ überprüfen noch die Angaben auf der entsprechenden französischen Wikipedia-Seite, die zum Teil erheblich von „A La Guerre“ abweicht: https://fr.wikipedia.org/wiki/Bataille_de_Fleurus_(1690)