Kriege des Hoch-Barock, 1650 - 1700
Samstag, 06. August 2016
Einführung:
König Ludwig XIV. führt beinahe zeitlebens Krieg, zuerst gegen seine eigenen Landsleute wie gegen Spanien, Holland, England und vor allem immer wieder das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und die Habsburg-Lande. Schon als Kind muß er sich einer Adels-Verschwörung erwehren, und als er stirbt, geht mit ihm der Spanische Erbfolgekrieg zu Ende. - 1688-97 führte er den Pfälzischen Erbfolgekrieg um den Besitz von Städten und Gebieten in Elsaß und Lothringen („Reunion“ – Wiedervereinigung, nennt er dieses Vorgehen, obwohl nicht mehr als schnöde Raubpolitik dahintersteht). Anfangs wird der Krieg im Westen des Reiches geführt, später mit allen angrenzenden Ländern, vor allem aber an der Grenze zu Holland. Der deutsche Kaiser ist zur selben Zeit mit dem „Großen Türkenkrieg“ (1683-99) beschäftigt. An seiner statt führt der bayerische Kurfürst Maximilian II. Emanuel die kaiserlichen und die Truppen der Reichskreise. Den Oberbefehl hat Wilhelm III. von Oranien, der Statthalter Hollands, der gleichzeitig den englischen Königsthron innehat. Die Franzosen stehen unter dem Befehl von Marschall Montmorency-Luxembourg, einem der fähigsten Schlachtenlenker von König Ludwig XIV. (was man von seinem Gegenspieler nicht unbedingt behaupten kann).
Bild links: Kürassiere
Vorgeschichte:
1692 benötigen die Alliierten viel zu lang, um ihre Truppen zusammenzuziehen, und können ihren Feldzug für dieses Jahr erst im Juni beginnen. Auf dem Weg zur französischen Armee verliert Wilhelm noch mehr Zeit, indem er sich auf unbedeutende Gefechte einläßt und dabei immer mehr Garnisonen zurücklassen muß (in allen eroberten Orten und an allen Stellen, wo man seine Verbindungswege gefährden kann). Das dezimiert seine Truppen, und als Marschall Montmorency-Luxembourg so tut, als wolle er sich mit seiner Armee gegen Lüttich wenden und die Stadt belagern, schickt Wilhelm größere Verbände in den scheinbar gefährdeten Ort. Er geht damit dem Marschall auf den Leim, dem nun endgültig die Überzahl an Truppen zur Verfügung steht (70 000 zu 50 000). An der Kleinen Gete gehen die Engländer und Deutsche in Stellung, um den Angriff der Franzosen zu erwarten. Der linke Flügel wird durch einen Bach geschützt, und dort stehen 59 Schwadronen englischer Kavallerie. Das Zentrum wird verschanzt und mit 41 Bataillonen englischer Infanterie belegt nebst dem Großteil der Geschütze: Wilhelm III. selbst führt hier den Befehl. Der rechte Flügel steht um die verschanzten Dörfer, darunter Neerwinden und Laer. Hier befiehlt der bayerische Kurfürst über 17 Bataillone bayerischer Infanterie, 56 Schwadronen Kavallerie (nach anderen Angaben steht die Kavallerie im Zentrum, sie hätte im Feuergefecht und Bajonettangriff auch wenig Sinn gehabt, außerdem wird ihr Eingreifen im Kampf um die Dörfer nirgends erwähnt) und den Rest der Artillerie. In den Dörfern selbst liegen weitere 6 Bataillone Infanterie (die restlichen Verbündeten: Brandenburger, Hannoveraner und verbliebene Briten).
Bild links: Artillerie
Schlacht
Wie üblich beginnt die Schlacht mit einem Artillerie-Duell (bereits um 8 Uhr morgens), während dahinter die Truppen aufziehen. Der französische Marschall läßt den
linken Flügel der Alliierten sozusagen links liegen, denn der schwer zu überwindende Bach schützt ja in beide Richtungen, solange er dort lediglich eine stärkere Wache aufstellt, sind der
alliierten Reiterei die Hände (oder Hufe) gebunden. Den Hauptangriff richtet Luxembourg gegen das Zentrum und den rechten Flügel des Feindes; dank der Situation am linken Flügel besitzt er jetzt
hier eine noch größere Übermacht. Nach dem konzentrierten Artillerie-Feuer stürmen 32 Infanterie-Bataillone und 54 Kavallerie-Schwadronen gegen den rechten Flügel der Alliierten. Nach teils sehr
schweren Kämpfen mit Bajonett-Angriffen erstürmen die Franzosen die Orte. Der bayerische Kurfürst kann seine Truppen aber wieder sammeln und zum Gegenangriff führen. Die Franzosen werden geworfen
und greifen kurz darauf verstärkt durch zusätzliche Verbände erneut an, der Kurfürst bezieht Verstärkungen aus dem Zentrum, und so wiederholt sich das Spiel mehrere Male.
Bild links: Kürassiere (Helm) und Dragoner (Dreispitz)
Es läuft für die Franzosen nicht immer glücklich, und der Marschall Luxembourg eilt persönlich an diesen Flügel, um nach dem Rechten zu sehen. Er zieht schließlich
die Elitetruppen heran (Schweizer und Leibregimenter) und setzt sie hier ein. Wilhelm III. entblößt nach und nach sein Zentrum vom Fußvolk, das er zum Kurfürsten schickt. Etwas später läßt der
Franzose dann auf breiter Front das Zentrum und den rechten Flügel angreifen. Er hat den richtigen Moment gewählt, denn das Zentrum ist mittlerweile so geschwächt, daß es dem Kurfürsten keine
Verstärkungen mehr schicken kann. Die Franzosen brechen an mehreren Stellen durch und trennen unter anderem den rechten Flügel vom Zentrum (wodurch beide in höchste Gefahr geraten, einzeln
aufgerieben zu werden). Die Überzahl der französischen Infanterie gibt den Ausschlag. Die jetzt erst vom linken Flügel viel zu spät herbeigerufene Reiterei gelangt gar nicht erst an, als sie
bemerken, daß die alliierten Truppen sich längst über die Kleine Gete zurückziehen, suchen die Kavalleristen ebenfalls ihr Heil in der Flucht und vergrößen die Unordnung (wobei etliche Soldaten
ertrinken, Schwimmunterricht war damals noch unbekannt, es herrschte noch keine Schulpflicht). Die Franzosen haben aber auch lange gekämpft und sind viel zu erschöpft, um den Alliierten
nachzusetzen und deren Armee völlig zu vernichten. So dauert der Krieg noch ein paar Jahre länger.