Kriege in Osteuropa
Donnerstag, 04. Juni 2020
Vorbemerkung
Laut Angaben des Modelleurs von RED BOX hat es einen Übertragungsfehler gegeben: Bei den Figuren der Schlacht um Pschkow, handelt es sich demnach um diejenigen für
die 2. Schlacht von Pschkow 1579, nicht aber um die von 1563, die heute unser Thema ist. Wir danken unserem russischen Gewährsmann, Kolyan Ionow, für die Weitergabe dieser Mitteilung. – In diesem
ersten Teil führen wir uns die russischen sowie die litauischen Stärkeverhältnisse vor Augen.
Russische Armee
Anstelle der üblichen 5-Regimenter-Struktur werden diesmal sieben Regimenter eingesetzt. Selbige sind Verwaltungseinheiten, die erst zusammengerufen werden müssen:
---„Staatliches Regiment“ oder „Regiment es Zaren und Großherzogs“ von Rußland, Regiment von Iwan IV. mit schließlich 5000 Adelsreitern und 1200 Schützen (Strelitzen) mit Bogen oder Gewehr. Die Fußgänger sollen sich auf Skier stellen, worauf sie sich flink und behende bewegen können.
--- Schließlich gibt es im Ertoul 1000 Bojarenkinder (Adelsreiter), fast vierhundert Tataren und Ausländer und fast fünfhundert Kosaken. Ertaul bezeichet eine größere Ausklärungseinheit.
Die traditionellen Regimenter:
--- Im Großregiment tummeln sich ungefähr dreitausend Mann der Adelsreiterei und zusätzlich 1600 Tataren (die auch zu Fuß kämpfen können) und fast 1300 Kosaken (Infanterie, beinahe ausschließlich Schützen).
--- Die Grundlage des Regiments der Rechten Hand sind zweitausend Adelsreiter, einhundertfünfzig Tscherkessen (Hilfstruppen aus dem Kaukasus) mit ihren Fürsten, sechshundert Tataren und zweihundertundein Mordwine (finno-ugrische Volksgruppe am Oberlauf der Wolga. 1000 Kosaken (beritten) verleihen ihnen Feuerkraft.
--- 1900 Adelsreiter finden sich im Fortgeschrittenen-Regiment. Bei ihnen dienen zusätzlich tausend Tataren und andere Ausländer und mehr als 1000 Kosaken (beritten).
--- Die gleiche Anzahl, 1900, findet sich an Adelsreiterei im Regiment der Linken Hand sowie fast tausend Tataren und 600 Kosaken (beritten).
--- Etwas weniger als in den beiden letzten Regimentern zählen sich an Bojarenkindern im Wachregiment (dem Schlußregiment). Hinzu kommen dort 1100 Tataren und
Ausländer sowie etwas mehr als 550 Kosaken.
--- Anderthalbtausend Adelsreiter und mehr als tausend Kosaken tragen „Kleidung“ (Panzerung?).
Bild links: Schweres Belagerungsgeschütz
Die Gesamtstärke der russischen Armee dürfe bei 25-26 000 Mann gelegen haben. Am verläßlichsten sind die Zahlen für die Adelsreiterei. Über die Strelitzen ist nichts Genaueres
bekannt, es können bei dem Feldzug aber nicht allzu viele gewesen sein, denn die meisten dienen als Stadtpolizei. Und die tatarischen und ausländischen Hilfsvölker sowie die Kosaken hat
seinerzeit niemand so richtig gezählt. Gerade unter russischen Historikern heute werden die russischen Zahlen neu bewertet.
Mit sich nach Polotsk nimmt Iwan ein beachtliches Geschütz-Arsenal. Die Quellen erwähnen die Zahl von 150 verschiedenen Arten von Artilleriegeschützen. Einige dieser 150 Kanonen, die stärksten und schwersten, tragen Namen wie "Adler", "Bär", "Stepanowa", "Tortuna" (keine der "Kortun des Großen", die 1560 von russischen Kriegern in Fellin erbeutet wurden?), "Kashpirow" und "Pfau".
Mit sich nach Polotsk nimmt Iwan ein beachtliches Geschütz-Arsenal. Die Quellen erwähnen die Zahl von 150 verschiedenen Arten von Artilleriegeschützen. Einige dieser 150 Kanonen, die stärksten und schwersten, tragen Namen wie "Adler", "Bär", "Stepanowa", "Tortuna" (keine der "Kortun des Großen", die 1560 von russischen Kriegern in Fellin erbeutet wurden?), "Kashpirow" und "Pfau".
Litauer
Litauen kennt kein stehendes Heer (erst nach dem Zusammenschluß mit Polen): Im Falle eines Angriffs auf das Land oder eines eigenen Angriffs ist Adelsmiliz gefordert. Jeder Adelsmann ist automatisch Führer seines Gefolges. Neben den normalen Adligen gibt es noch die Großen mit jeweils mehreren hundert Gefolgsleuten (Radziwill u.a.) 1529 zählen die Großen allein 8000 Mann, ein Drittel des litauischen Aufgebots. Lanzen-Einheiten werden zu Bannern regional zusammengefaßt. Zur Schlacht stellen sich die Banner in Kolonnen auf: Vorn die schwere Reiterei, dahinter die berittenen Schützen.
Leichte Reiterei ist zu dieser Zeit vorhanden, viele Tataren (4-6000), leisten vor allem Garnisonsdienst (wohl auch zu Fuß), vor allem im Westen. In Banner unterteilt, mit eigenen Offizieren. Vornehmlich Nogaier, Tschuwaschen und Tataren – irgendwann werden sie alle Tataren genannt.
Infanterie spielt eher eine untergeordnete Rolle, löst Ordnungsaufgaben, greift nur in Notfällen ins Schlachtgeschehen ein, dann am ehesten verschanzt in einer Wagenburg. Auch Kosaken (im Gegensatz zu den Russen meist zu Fuß) melden sich zum Militärdienst.
Weil es bald vorn und hinten nicht mehr reicht und die Adligen trotz härtester Strafen niemals vollzählig erscheinen, werben die Großherzöge Söldner aus Böhmen, Mähren und Schlesien an. Zwischen den Feldzügen dienen sie als Garnisonen im Süden, zur Abwehr der wilden Tartaren. In Spitzenzeiten kommen sie auf 5000 Söldner. Söldner-Kompanien sind für Kavallerie 100-250 Mann stark, für Infanterie 100-300 und werden von einem Kapitän angeführt. Aufgrund chronischen Geldmangels werden sie oft nur einmal im Jahr bezahlt, und so sackt ihre Anzahl immer wieder ab. Höchststand ist 1566 mit 3266, Tiefstand Anfang der 70er Jahre mit 250 (200 Reiter, 50 Fußsoldaten)
Litauer und polnische Hilfstruppen könnten gemeinsam 30 000 Mann auf die Beine stellen, erreichen diese Menge aber nie, vor allem auch, weil sie sich kaum je gemeinsam unter einen Oberbefehl stellen wollen. 1565 bekommt man gerade einmal 6594 Mann zusammen. 1567 sind es dann tatsächlich 27 588 Reiter (ein Drittel davon von Großfürstenkontingenten).
Litauische Adelsreiterei ähnelt denen der Russen sehr, Kosaken und Hilfsvölker sind ohnehin identisch, und die Infanterie wird bei den Litauern nur selten in Unformen gesteckt.
Beim nächsten Mal
schauen wir uns den Schlachtbericht an.