Kriege in Osteuropa

Schlachtbericht


Mittwoch, 15. Februar 2017

 

Einführung

 

Nach dem Ende der Mongolenherrschaft machen deren Nachkommen, die Tataren, dem Zarentum Moskau zu schaffen. Ganz besonders schlimm wird es im 16. Jahrhumdert mit Raubüberfällen und Versklavung der Bevölkerung. Zar Iwan IV. gelingt es 1552 Kazan, die Hauptstadt des gleichnamigen Tataren-Khanats zu erobern, östlich von Moskaü gelegen. 1554 fällt auch Astrachan, das Tataren-Khanat an der Mündung der Wolga in die Kaspi (Kaspisches Meer). Damit bleibt als tatarische Gtoßmacht nur das Khamat der Krim-Tataren bestehen, doch die genießen den besonderem Schutz des osmanischen Sultans. Natürlich sind die Türken nicht ganz uneigengenützig. Der Sultan würde zu gern Astrachan in seinen Besitz bringen. Ein gemeinsames Kriegsunternehmen vonTürken und Tataren scheitert aber aufgrund mangelhafter Vorbereitung.

 

Der Khan möchte lieber seine Volksbrüder rächen und startet zu jährlichen Überfällen. 1570 machen sich die Tataren über die russische Stadt Rjasan her, 1571 überwunden sie zum zweiten Mal die russischen Verteidgungslinien an der Oka, stoßen bis Moskau vor und brennen die Hauptstadt nieder. Der tatarische Khan Dewlit Girai bietet dem Zaren einen Friedensschluß gegen die Herausgabe von Kasan und Astrachan an. Iwan IV. zögert die Verhandlungen hinaus, um insgeheim die Stellungen an der Oka zu verstärken und mit zusätzlichen Truppen auszustatten. Also fällt Khan Dewlit (alle Khane heißen Girai, weil sie derselben Familien angehören) in Rußland ein und marschiert zur Oka, der russischen Verteidigungslinie. Dort stehen zwischen Kolomna und Serpuchow gut 20000 Mann unter dem Befehl von Fürst Michail Worotinski bereit - der Zar hat 7000 „Deutsche Sölner“ geschickt und dazu einige hundert Don-Kosaken (im wesentlichen Reiter): hinzu kommen einige tausend „Kanewski-Leute aus Tscherkassy“ (das sind die Saporoger Kosaken, die hauptsächlich Fußvolk stellen) unter dem Befehl von Oberst M. Tscherkaschenina.

 

Schlacht

 

Am 26. Juli erscheint das Tatarenheer am Südufer der Oka und sieht sich starken Stellungen gegenüber. Die Russen können zunächst alle Angriffe abwehren. Doch schon am 28. Juli findet eine Tatarengruppe einen Übergang über den Fluß, überwindet mühelos die dort stationierten 200 Russen und bricht durch, unter Begleitfeuer von 2000 Janitscharen. Die Angreifer ziehen weiter gegen Moskau, und den Russen bleibt nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen. Der Vorhut-Polk Chworostinin erhält die Aufgabe, mit seiner Reiterei die Tataren zu stellen und zum Kampf zu zwingen. Dabei kommt ihnen zugute, daß die Tataren schwere Artillerie (eine Leihgabe des Sultans) mit sich führen und entsprechend langsam vorankommen. Der tatarische Heerzug zieht sich immer weiter auseinander, und beim Dorf Molodi holen die Russen am 29.Juli die tatarische Nachhut ein (der Abstand zur Haupt-Streitmacht beträgt bereits 15 km). Der Angriff erfolgt sofort, und die Nachhut der Tataren wird nahezu aufgerieben.

 

Jetzt will auch der Khan  die Schlacht, ehe er den Marsch auf Moskau fortsetzen kann. Die russische Vorhut stellt befriedigt fest, daß die tatarische Hauptarmee hierher zurückkehrt. Die Russen treffen in etwa zeitgleich ein und gehen gleich hinter den Palisaden und Wällen in Deckung – diesmal hat der Zar seine Hausaufgaben gemacht. In den nächsten Tagen kommt es  etlichen Gefechten: Die Russen errichten oben auf einem Hügel eine Gulay Gorod-Wagenburg, während weitere 3000 Strelitzen unten hinter einem Bach in Stellung gehen. Die tatarischen Reiter reiten die Strelitzen am Bach nieder, scheitern aber völlig vor den Palisadenwänden, gegen deren Gewehre und Kanonen sie einfach nicht ankommen. Der Khan verliert seine beiden Generäle, der eine wird erschlagen, der andere fällt vom Pferd und wird gefangengenommen. Am 2. August kann sich der Khan ausrechnen, daß den Russen die Vorräte an Pulver und Blei knapp geworden sein dürften. Er sagt sich, daß sobald keine günstigere Gelegenheit kommen dürfte, und befiehlt den Großangriff. Seine leichten Reiter können aber die Verschanzungen nicht überwinden. Und da hier auf engem Raum gekämpft wird, können die Tataren kaum ihre Bodenschützen zum Einsatz bringen. Da befiehlt der Khan ihnen abzusteigen. Ohne sich von den beträchtlichen eigenen Verlusten abhalten zu lassen, stürmen sie immer wieder aufs neue gegen die Palisaden und versuchen, den oberen Rand zu erreichen und die Holzwand umzukippen. „Viel kamen dabei ums Leben, aber noch viel mehr wurden die Hände abgehackt“, berichtet eine zeitgenössische russische Chronik.

Fürst Chworostinin umgeht die Tataren, führt sie in den Rücken der Feinde, und im nun folgenden Kreuzfeuer der Russen brechen die tatarischen Reihen zusammen. Der Khan kann gerade so eben noch mit seiner Leibwache fliehen. Er hat seine beiden Söhne, seinen Enkel und seinen Schwiegersohn verloren, dazu seinen Troß, sein Zelt und seine Fahne. Die türkischen Geschütze bleiben bei den Russen, und von den Janitscharen (vermutlich 7000 an der Zahl, in einigen Quellen auch mit 20000 angegeben) überlebt keiner.

 

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Nachtrag Zusammensetzung der russischen Truppen.

 

Aufmerksamen Lesern wird auffallen, daß diese Zahlen von den bereits veröffentlichten abweichen. Wir konnten diesen Widerspruch nicht lösen, halten die neuen Zahlen aber für interessant genug, ebenfalls hier Platz zu finden:

 

Großer Polk unter Fürst Michail Worotinski:  8255 Mann

 

- Fürst Iwan Scheremetew mit 1840 Mann

 

- Beitrag aus der Stadt Dedilowo - 1065 Mann

 

- Beitrag aus der Stadt Donkowa - 350 Mann

 

- Kirchengüter - 1430 Mann

 

- Strelitzen - 1000 Mann

 

- Zaporoger Kosaken - 1000 Mann

 

-  „Deutsche Söldner“ -  1500 Mann


Polk des rechten Flügels:  3590 Mann

 

- Fürst Nikita Romanowitsch Odoewskogo mit 1225 Mann

 

- Fürst Fjodor Wasiliewitsch Scheremetew - 1015 Mann

 

- Fürst Grigori Dolgoruki  - 350 Mann

 

- Strelitzen - 500 Mann

 

- Don-Kosaken - 500 Mann

 

Polk des linken Flügels: 4475 Mann      

 

- Fürst Andreij Petrowitsch Chowanskij mit 1095 Mann

 

- Fürst Dimitri Iwanowitsch Chworostinin - 2040 Mann

 

- Fürst Michail Leikow - 350 Mann

 

- Strelitzen aus Smolensk, Rjasan und anderen - 535 Mann

 

- Zaporoger Kosaken - 650 Mann

 

- Zaporoger Kosaken in Booten auf der Oka - 900 Mann

 

 

 

Garde-Polk: 4670 Mann

 

- Fürst Iwan Petrowitsch Schuisk  mit 956 Mann

 

- Fürst Wassili Iwanowitsch Smart-Kolitschewa - 1713 Mann

 

- Fürst Andrei Wasiljewitsch Repnin - 766 Mann

 

- Fürst Pjotr Chworostinin - 585 Mann

 

- Zaporoger Kosaken - 650 Mann