Kriege in Osteuropa

Dienstag, 19. Januar 2016

 

Kommentiertes Video:

 

Da uns in zunehmendem Maße osmanische Soldaten-Figuren zur Verfügung stehen, will diese Seite auch verstärkt Ereignisse, Erkenntnisse und Ergebnisse der Türkenkriege untersuchen und spielbar machen. Der klassische Konflikt zwischen Österreich und dem Osmanischen Reich hat mit der vorliegenden Schlacht, der bei Mohacs 1526, begonnen. Nach dieser verheerenden Niederlage war Ungarn nicht mehr in der Lage, den organisierten Widerstand gegen die Türken aufrechtzuerhalten, das Land wurde in drei Teile geteilt (den größten nahm sich der Sultan), der Osten, Siebenbürgen (auch Transsylvanien), wurde halb-selbständiges Fürstentum (und zur anderen Hälfte türkischer Vasall) und den Norden bekam der österreichische König Ferdinand, woraus sich dann später die österreichisch-ungarische Doppel-Monarchie entwickelte. Damit wurde Österreich aber auch Frontstaat und sah sich direkt mit türkischen Überfällen und Angriffen konfrontiert. Bereits 1529 kam es zur ersten Belagerung von Wien durch die Türken.

 

        Doch nun zum Video, auch wir haben es mehrmals angeschaut, ehe wir genug erkennen konnten, um das Meiste zu verstehen. Zur Orientierung: Die Ungarn/Christen haben in der Regel ein Kreuz an ihrer Kleidung – schließlich hatte so ein Feldzug gegen die Türken etwas von einem Kreuzzug an sich; die Osmanen hingegen haben immer etwas Grünes – die Farbe des Propheten – in der Fahne, und an manchen Stellen ist sogar die rot-grüne Fahne (so ähnlich wie die von Portugal) zu erkennen, die türkische Heeres-Flagge.

 

Unser Video:

https://www.youtube.com/watch?v=D8phTK7UvJA

 

01:05 Die „Palasttruppen“ (das stehende Heer) marschieren unter Führung von Sultan Suleiman II. genannt „der Prächtige“ aus. Die Lanzenreiter, die schwere Infanterie (Lamellenpanzer), die Janitscharen-Schützen, die mittlere Infanterie (Kettenhemd), die Bogenschützen.

 

02:20 Unterwegs nach Ungarn, ihrem Ziel, erobern die Türken das ungarische (heute serbische) Peterwardein (die Verteidiger sehen im Video ein wenig zu uniform aus, in Wahrheit waren sie ein zusammengewürfelter Haufen von Bürgern). Beachte die osmanische Artillerie und das ungarische Salvengeschütz, das auf die türkische Infanterie abgefeuert wird.

 

03:10 Das (größtenteils) ungarische Heer unter seinem König Ludwig II. marschiert gemächlich Richtung Donau. In seinen Reihen ungarische Ritter, leichtbewaffnete Bauern und Landsknechte und andere Söldner aus halb Europa. Beachte den Kanonen-Transport bei 05:36. Das bloße Rohr wird auf einer Unterlage auf einem Karren befördert, um an Ort und Stelle mit einem Unterbau versehen zu werden. Die Ritter und ihre Pferde tragen Rüstungen aus dem 15. Jahrhundert, auch das ist korrekt, deswegen kann man sie auch noch nicht als geschlossenen Verband und damit als Kavallerie ansprechen.

 

04:00 Aufmarsch der Ungarn (die weißen Kästchen) in klassischer Art: die Landsknechte ins Zentrum, die Reiterei an die Flügel, Reserve und Bauern (Leichte) ins zweite Treffen. Geschütze vors Zentrum.

 

05:30 Die Osmanen (schwarze Kästchen) marschieren auf: Im 3., dem hintersten Treffen, die Janitscharen und die schwere Infanterie mitsamt den Kanonen, davor und an den Flanken die schwere, dann die mittlere und schließlich die leichte Reiterei (die berittenen Bogenschützen). Ganz vorn die leichte Infanterie, in der Mitte die weitere Infanterie.

 

07:10 Eine Abteilung türkischer Reiter macht sich auf den Weg, die Ungarn zu umfassen, diese schicken denen eine Abteilung Ritter entgegen und drängen sie ab.

 

08:10 Die ungarischen Geschütze eröffnen das Feuer und damit die Schlacht. An den Flanken gehen die Reiter vor.

 

09:25 Ritter prallen auf Panzerreiter. Am linken türkischen Flügel werden die eigenen Panzerreiter zurückgedrängt, während am rechten noch keine Kampfhandlungen stattfinden. Im Zentrum setzen sich auch die Landsknechte in Bewegung, mit Piken und Arkebusen. Die Türken am linken Flügel ergreifen scheinbar die Flucht und locken die Ritter so gegen die Janitscharen und Geschütze.

 

11:00 Die ungarischen Berittenen aus der Reserve greifen mit dem König (der Herr in der goldenen Rüstung) ins Geschehen ein, weil man glaubt, den linken türkischen Flügel zerschlagen zu können. Die Schlacht nach türkischem Geschmack beginnt, die Ungarn überreiten die türkischen Leichten (die Bogenschützen) und verzetteln sich viel zu sehr. Das ganze Geschehen verlagert sich immer mehr zum linken türkischen Flügel.

 

11:45 Derweil machen sich die Janitscharen gegen die ungarischen Ritter bereit. Kanonen und Gewehre lichten die Reihen der Ungarn-Ritter. Nun kehren auch die vorhin abgedrängten türkischen Reiter (Flankenangriff) zurück und fallen die Ungarn in die Seite. Beachte die in den Boden gerammten Pflöcke der Türken, die Ungarn müssen diese Sperren umreiten oder gehen ihres Pferdes verlustig. Vom Beschuß auseinandergerissen haben die Ritter den Kampf bereits verloren.

 

13:40 Und hier sehen wir sie zum ersten Mal in Aktion, die Kämpfer mit den langen Beilen in der Janitscharen-Uniform. Die englischen Quellen bestreiten schlichtweg deren Existenz, auch wir haben die Janitscharen stets für einen reinen Schützen-Verband mit Krummsäbeln gehalten und müssen uns nun eines Besseren belehren lassen. Offenbar haben die Janitscharen vor dem 16. Jahrhundert nicht nur Kettenhemd getragen, sondern auch mit Stangenwaffen (Lanzen und Stab-Äxten) gekämpft. Das vorliegende Video ist in so vielen anderen Fragen historisch exakt, daß wir ihnen gern auch solche Janitscharen abnehmen wollen – vor allem, weil viele von ihnen so aussehen, als seien sie geradewegs dem jüngsten Satz von MARS (Schwere Osmanische Infanterie) entsprungen.

 

15:00 Die Ungarn mit all ihrer Reiterei werden an den Flügeln zurückgedrängt und in die Zange genommen, ihnen hilft nur noch die Flucht.

 

15:30 Jetzt ist das Zentrum mit den Landsknechten an der Reihe und wird erst einmal in aller Ruhe umzingelt. Beachte die gepanzerten Arkebusiere, offenbar Söldner aus West-Europa und Spanien.

 

16:10 Die Türken greifen an, bei den Landsknechten geben die Schützen Abwehrfeuer (beachte, daß sie ihr Gewehr wie einen Speer vor sich halten, statt es an die Schulter zu drücken; das hätte ihnen auch wenig genutzt, denn es gab noch keine Visiere oder sonstigen Zielvorrichtungen, und so legte man mit der Gewehrmündung auf das Ziel an), danach bilden die Pikeniere ihren Spieß-Wall. Doch die Türken ziehen ihre Artillerie vor und feuern in die dichten Blöcke der sich tapfer wehrenden Landsknechte. Wieder sehen wir die Janitscharen-Nahkämpfer mit ihren Stangenwaffen, und wir erleben auch einige Zweikämpfe zwischen Bidenhander und Stangen-Axt.

 

19:10 Die Landsknechte sind erschlagen, die Schlacht vorüber. Es heißt, das türkische Heer blieb noch einen Tag auf dem Schlachtfeld zurück, weil der Sultan sich nicht vorstellen konnte, daß die Ungarn ihm in solcher Minderzahl entgegengetreten seien; aber das mag auch Legendenbildung sein, weil diese Schlacht zum ungarischen National-Mythos geworden ist.

 

Wer gar nicht genug bekommen kann, hier noch eine generierte Version, allerdings mit westlichen Soldaten in älterer Rüstung, eher 15. Jahrhundert. Auch scheint der Schlachtablauf etwas freizügig ausgelegt worden zu sein.