Kriege in Osteuropa

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       Donnerstag, 07. Januar 2016
RUSSISCHE GRENADIERE UND STRELITZEN AUSGANGS DES 17. JAHRHUNDERTS

Wir sind auf eine schmucke Seite mit Abbildungen von russischen Grenadieren aus den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts gestoßen. Sie stammen aus dem „Musketier-Reglement“ von 1698 und sind vom russischen General Adam Wejde (anglisiert: Veyde) verfaßt:

Granatengebrauch:
1- Der Grenadier zündet seine Granate.
2-  
Der Grenadier wird jetzt die funkenstiebende Granate werfen.

 

Bajonett-Einsatz:

 

In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts erfunden (benannt nach ihrem „Geburtsort“, der franzöischen Stadt Bayonne), wird das Bajonett oder Seitengewehr zunächst als Spund-Bajonett mit dem Griff in die Mündung des Gewehrlaufes gesteckt – womit sich die Muskete nicht mehr abfeuern läßt. Erst 1690 wird (in Frankreich und verbreitet sich von dort aus über ganz Europa) das Dillenbajonett eingeführt, ab 1700 kennt man dann das abgewinkelte Bajonett, womit auch das Laden bei aufgepflanztem Seitengewehr möglich wird.

Leider wissen wir nicht, wann Spund-, Dillen- oder abgewinkeltes Bajonett in Rußland eingeführt worden sind, es dürfte allerdings einige Jahre gedauert haben, bis sie von West- nach Ost-Europa gelangt sind. Eine genauere Zeitangabe als vor 1700 ist also für die hier abgebildeten Figuren nicht möglich.

In Rußland (neben einigen anderen Ländern) wurden zunächst nur die Grenadiere mit dem Bajonett ausgerüstet, vermutlich um ihren Status als Elite-Truppe zu stärken. Ende des 17. Jahrhunderts ist europaweit ein Übergang von Granatenwerfern zu Elite-Infanteristen festzustellen, als die sie sich ja bis ins 19. Jahrhundert in allen Armeen bewähren.

 

 

Zu den Abbildungen:

 

4. Der Grenadier zieht sein Seitengewehr.

 

5. Der Grenadier pflanzt sein Seitengewehr auf.

 

 

 

 

 

9. Der Grenadier steht in Abwehrstellung.

 

10. Der Grenadier beim Stoß. An der Länge seiner Muskete plus Seitengewehr wird deutlich, warum eine solche kombinierte Waffe zur Abwehr eines Reiter-Angriffs ausreichte und die Pike überflüssig machte.

 

Bilder-Link: http://www.peter.petrobrigada.ru/reg/granadier/granat1698.htm

 

 

 

 


Nachbemerkung: Wir sind bisher immer davon ausgegangen, daß die Strelitzen, also die russischen Schützen, knöchel- oder wadenlange Mäntel trugen. Bei diesen Abbildungen sind sie aber nur knielang. Von unserem russischen Gewährsmann wissen wir, daß es für Strelitzen nie eindeutig reglementierte Uniform-Vorschriften gegeben hat, haben das aber vornehmlich auf die Kopfbedeckungen bezogen. Dann sind wir auf folgende Abbildung gestoßen, und hier trägt der Strelitzen-Offizier einen knielangen Mantel.

 

Wir reden hier über die Nummer 3, einen Strelitzen-Oberst. Die große Modernisierung und Europäisierung des russischen Heers wird im allgemeinen Peter dem Großen zugeschrieben, tatsächlich sind solche Bestrebungen aber bereits seit der Mitte des 17. Jahrhunderts im Gange. Ein Beleg dafür dürfte die hier sichtbare Kürzung (vermutlich von der vorherrschenden französischen Mode beeinflußt) der Mäntel sein.

 

Bei den Figuren 1 und 2 handelt es sich ebenfalls um Strelitzen, nämlich um einen Soldat auf Wache (warum der Künstler allerdings der russischen Breitaxt die Form einer Hellebarde verliehen hat, bleibt sein Geheimnis) und einen Offizier. Die anderen beiden dürften für uns auch nicht uninteressant sein: 4. ist ein polnischer Janitschar (die polnischen Könige führten 2 Kompanien türkischer Überläufer, die in Janitscharen-Uniformen auftraten und natürlich als Schützen dienten; eine besonderer Elite-Status war damit aber nicht verbunden; einzelne polnische Fürsten hielten sich eine eigene Janitscharen-Leibwache – bestehend aus Einheimischen). Bei der Nummer 5 handelt es sich um einen walachischen Schützen – der polnische Janitschar verdeckt sein Gewehr. Diese Abbildung ist gemeinfrei und im Jahr 1831 veröffentlicht worden.